Dieses Loch trennt die Spreu bereits 2 Meter hinter dem Eingang vom Höhlengänger. Gnadenlos. Noch im Tageslichtbereich hat man sich quer durch einen wirklich engen Spalt abzuseilen, wird dabei jedoch zum einen von seiner eigenen Ausrüstung stark behindert, zum anderen aber von einem fest installierten Stahlseil - auf welchem im Spalt balanciert werden kann - unterstützt. Sehr empfehlenswert.
Hat man sich dann bis zum Grund der Spalte abgeseilt, trügt der Schein nicht: Ein geräumiges, tristes, völlig trockenes Loch. Doch schon fünf Meter weiter ist die nächste Abseilstelle zu überwinden. Dies hilft die Gedanken an den Ausstieg zu dämpfen. Und so kämpft man sich durchs Loch - ohne jemals auf irgendwelche größeren Hindernisse zu stoßen. Man klettert über Versturzblöcke, untersucht allerlei Spalten - jedoch ohne Erfolg - und ist über zufrieden mit enormem Landgewinn.
Bis zu der Stelle, an der es zunächst nicht weiterzugehen scheint. Hier hat man sich unter und hinter einer Verbruchblock hindurchzuwinden, und steht dann vor einem alten Seil, das dort vor sich hinmodert. Der Christ mit Gottvertrauen seilt sich dran empor - der CaveSeeker der ohne Selbstbetrug durchs Leben geht, benützt das Seil nur zur labilen Selbstsicherung, und erklettert sich den Schacht auf eigene Faust.
Erstaunlich weit nach oben müssen Männer und Material gewuchtet werden, eh ein kleines Plateau erreicht ist, von dem aus man sich endlich ca. 25m in einen der beiden Hauptspalten abseilen kann. Bereits oben stehend wird klar, dass die Spalte für die Verhältnisse außerhalb Österreichs sehr beeindruckend ist.
Dieser Eindruck wird am Grund des Spaltes weiter verfestigt. Die Gruppe zieht sich so weit auseinander, dass geordnete Befehlsübermittlung nur noch schwer möglich ist. Leider findet sich außer der imposanten Dimension des Spaltes nichts was weiter von Interesse wäre. Daher sucht man sich einen Weg in den direkt parallel verlaufenden zweiten Schacht.
Dieser zweite Spalt scheint dem ersten zunächst wie ein Spalt dem anderen zu ähneln. Die Scurion muss zwar noch ein wenig weiter durch die Dunkelheit feuern, bis sie die Decke des Spalts erhellt - aber die Sandsteintristess leuchtet genauso unspektakulär in ihrem Licht, wie im ersten Spalt.
Unfassbar ist dann aber das, was sich dem CaveSeeker ohne jede Vorwarnung plötzlich beim weiteren Druchschreiten der Spalte offenbart. Hat doch der Schöpfer hier Sinterformationen hinterlegt, die in ihrer Pracht so überhaupt nicht zum Rest der Höhle passen wollen.
Wunderbarer, weißer Sinter der in vollem Saft steht. Sieben Meter hohe und 40cm tiefe Sinterfahnen und sogar freistehende tropfsteine lassen sich fotografieren.
Ist diese Pracht fotografiert, biete es sich an, den Rückzug einzuleiten. Denn der Weg ist weit, und die Einstiegsengstelle droht.
Wie gewöhnlich nimmt der Rückzug nur einen Bruchteil der Zeit in Anspruch, den der Vormarsch benötigt hatte. Und so findet man sich nach ca. 35 Minuten unter dem Einstiegsspalt ein. Hier finden dann heftigste Diskussionen zum Thema "Ausbringen der Schleifsäcke, der Seile und aller alten Säcke" statt.
Weitere 30 Minuten später ist das Material vorm Loch - und die Alten auch.
Fazit: Ein beeindruckendes Loch, mit angenehmen, niemals zu langen Abseilstrecken zwischen 5 und 25 Metern, großen "Hallen", spannenden Engstellen und bestechendem Sinter.