Nahe der, bei Gewaltaktionen gerne als Zentrum
des Wirkens benutzten "Nikkilauda Höhle", liegt - wie so viele andere Löcher auch
- die gute Rebceva Jama. Mit einer verbrieften Länge von 172 und einer Tiefe von
43 Metern sollte die Höhle in etwa viermal in die Rostnagelhöhle passen. Da der Slowene
seine Höhlen aber gerne unterbewertet, während der Franke - aus der Armut heraus
- genau das Gegenteil tut, dürfte die wahre Länge der Rebceva irgendwo bei 500 Metern
liegen, während die Rostnagelhöhle auf 50 kommt.
Von außen betrachtet handelt es sich zunächst
um einen Teil Doline und einen Teil Direktschacht. Oder in anderen Worten: Die eine
Hälfte fällt schräg ab, die andere Hälfte fällt senkrecht ab. Diese wunderbar sinnestäuschende
Konstruktion ist sehr groß und vom Wandersmann nur sehr schwer zu übersehen. Wer
dennoch Schwierigkeiten beim Auffinden hat, der sei auf einen vom Österreicher bearbeiteten
Stein hingewiesen, der, einem Grabstein gleich, die Richtung zum Loch weist. Grabstein?
Grenzstein?
? Loch? Egal. Weil: Durch seine Schräglage kann
er dem CaveSeeker bei manchen seiner geheimnisvollen Aktivitäten nützliche Dienste
leisten.
Definition: Der CaveSeeker ist bekannt für seine tief verwurzelte Selbstüberschätzung, die bei slowenischen Löchern besonders stark ausgeprägt ist.
So auch in diesem Fall. Vom Dolinenrand aus
wird die Tiefe des Lochs zunächst als eher "madig" bezeichnet, der Schachtgrund als
deutlich erkennbar angegeben und daraufhin das kürzeste Seil des Arsenals eingebaut.
Später stellt sich natürlich heraus, dass der Schachtboden doch noch um einiges tiefer
liegt. In Ermangelung kürzerer Seile baut man also auf der schrägen Seite des Lochs
ein 50 Meter Seil an einem der unzähligen Bäume ein und gestaltet die erste Umsteigstelle
an einem weiteren, in den Schacht ragenden, Baum, um das freie Auf- und Abseilen
zu ermöglichen. 50 Meter sind dabei, je nach Wahl der Bäume, eher knapp bemessen.
Fünfzehn Meter tiefer - am zunächst angenommenen
Schachtgrund - hängt man dann aber überraschend an der eigentlichen Umsteigstelle,
die sich exakt dort befindet, wo sich der schräge Teil des Einstiegs gerade senkrechtisiert
hat. Freihängend - mit den Schuhspitzen ein wenig den Fels berührend - muss umgestiegen
werden.
Man seilt kurz freihängend ab, um bald darauf wieder Kontakt zur Wand zu finden.
Exkurs: Nicht unerwähnt soll
bleiben, dass Umsteigstellen manchmal aus dem Grund eingerichtet werden, um Seilreibung
an den Schachtwänden zu vermeiden. Sie dienen nicht generell der Schikane oder gar
zur Erhöhung der eigenen Gesamthohlraumzeit.
Die eigentliche Höhle besteht aus einer großen bananenförmigen Halle und hauptsächlich toten, aber schönen Tropfsteinen, die angeblich sogar in hellblauer Farbe vertreten sein sollen. Dazwischen findet man die für Slowenien üblichen Motorhauben und toten Tiere. Größere Sinterverbruchstücke vereiteln durchgängig die freie Sicht und so bietet sich eine Art Rundweg an. Zusätzlich kann - wer sich trotz einer überwundenen Umsteigestelle noch dazu in der Lage fühlt - an einer Wand emporgeklettert werden, um zu einem weiteren kleinen Raum zu gelangen, in dem - wie sollte es auch anders sein - voller Sinterwahnsinn herrscht.