Zertretene Gesichter am Parkplatz vorm Hotel. Langsam, gähnend
und angeblich hochmotiviert, wird benötigtes Material gesichtet und zusammengestellt,
während auf dem nahegelegenen Sträßlein allerlei Oldtimer mit ohrenbetäubendem Lärm
keinerlei Eindruck bei den Hotel-Gänsen hinterlassen. Oldtimer? Ein Zeichen des Herrn?
Im Alter von kumulierten und dennoch stolzen 170 (!) Jahren
traf man zu viert (!) zum zweiten Mal am versifften Parkplatz ein. Kamerad Bunk rannte
voran - vermutlich um den vorher durch ihn verursachten Zeitverlust beim Einschlazen
wettzumachen. Die Tatsache, dass sich alte Männer nicht beliebig beschleunigen lassen,
völlig ignorierend. Nach nur wenigen Stürzen, stand man dann doch irgendwann vorm
Loch und genoss die Aussicht auf einen Buchenwald, dessen Bäume wohl auch jeweils
ca. 170 Jahre alt sind. Oldtimer überall.
Die von Herrn Lanig bereits seit langem geschürte Angst vor
dem Einstieg zum Loch drückte die Stimmung einiger Ranzenträger zunächst erheblich.
Chef-Biertrinker Bunk diffundierte daher zuerst durch den Spalt und war mit dem Seileinbau
betraut. Knieschlaggler Arendt fand seinen Weg unter erheblichen Mühen als zweiter,
während der Schöpfer ohne großes Aufsehen plötzlich auf der anderen Seite gesichtet
wurde. Einige Presswehen später war auch GPS-Geologe Lanig zunächst ungläubig, später
stolz im Höhleninneren.
Der Mordversuch, der an dieser Schlüsselstelle mittels eines
mit Red Bull beladenen, blauen Schleifsacks an Herrn Bunk verübt wurde, bleibt hier
unkommentiert. Hätte aber dessen Schädel ähnliche Verformungen erfahren wie der goldgelbe
Red Bull, hätte sein an den Wänden verteiltes Resthirn sicherlich wertvolle Diskussionsgrundlagen
bei späteren Missionen geliefert.
Ein paar Abseilereien später, hatte man bereits die erste Pause
nötig. Das Alter fordert seinen Tribut. Ein zunächst aufgrund seiner Unüblichkeit
nicht gefundener Schluf zeigte abermals Grenzen auf - die aber weisungsgemäß "hinweggefegt"
wurden. Der darauf folgend Aufstieg am historischen Seil gelang dann allerdings weitgehend
problemlos - wenngleich der Transport von 6 Schleifsäcken immer mehr zum Problem
wurde.
Lange Gesichter dann am Grund der ersten großen Spalte: Nichts.
Nur ein riesiger Spalt. Viele fotografische Experimente schlugen fehl, bevor man
sich auf die Suche nach der zweiten Spalte machte, die nach Überwindung eines Löchleins
im Boden mit einem Abstand von nur 20 Minuten von allen Missionaren erreicht wurde.
Beim Anblick der zweiten Spalte, stelle man sachkundig fest,
dass diese noch höher und noch größer als die erste war. Es wurden noch einige Aufnahmen
erstellt, während eigentlich schon feststand, dass in wenigen Augenblicken der Rückmarsch
angetreten werden würde.
Dann aber ein Aufschrei, der seine Wurzeln in erheblichen Sintermassen hatte. Die Ergriffenheit der Anwesenden war groß. Es wurden Helme abgesetzt und Blitze gezückt. Als dann der Spähtrupp etwas noch größeres ankündigte, waren alle Akkus faktisch bereits leer.
Letztes lahmes Aufblitzen der Ausrüstung verhalf dann doch noch zu einigen Bildlein der vorgefunden Pracht, während Herr Bunk - oberweitenbedingt - den Abbruch der Mission ausrief.
Auf dem Rückweg fiel der blaue Red Bull-Sack noch einmal unkontrolliert 10 Meter in die Tiefe. Diesmal war Herr Wipplinger das Ziel des Anschlags und auch er kam unverletzt davon.
Am Ausstieg wurde eine Material-Ausbringungs-Kette bestehend
aus vier nicht kooperationswilligen Individuen aufgebaut - was sich zunächst darin
äußerte, dass Herr Bunk eine schwarze Peli-Box in seiner eigenen Fresse vorfand -
offenbar kam sie überraschend. Ebenso überraschend hielten die Dritten Stand.
Es war noch hell im Königreich, als sich die Auslandsaufklärungseinheit
zum Gruppenfoto vor dem Einsteig postierte. Die Gesichter waren rosig und - zumindest
einer - schwitzte aus allen Nähten.
Fazit: Hammer Ausflug. Hammer Loch - und wenn auch der Ranzen spannt und es kracht im Gebälk: WIR waren da.