Wie sich die Ocisko Jama genau schreibt, ist vermutlich das größte Problem welches sich bei einer Befahrung stellt - zumindest wenn man gerne genau weiß, worin man gerade herumkriecht. Am unglaubwürdigsten ist die von den Einheimischen verwendete Schreibweise auf den zahlreichen Wegweisern. Diese führen erst einmal zu einem beeindruckenden Loch in der Landschaft, eine Einsturzdoline von 34 m Tiefe und einem Durchmesser von 50 m. Die Bezeichnung Ocisla Jama dürfte zutreffend sein, sie gilt als auffälligster Eingang in das Beka-Ocisla System. Am Grund der Doline lauern mehrere Höhlen, die in Franken zu ekstatischen Freudentänzen führen würden, hier aber ruhig ignoriert werden können. Beachtung verdienen nur die Eingänge der Ocisko Jama sowie des Blazev spodmol.
Ocisko Jama:
Wer den Eingang in der Doline gefunden hat, behält dieses Erfolgserlebnis besser für sich. 30 Meter abseilen, um eine Durchgangshöhle zu entdecken, die genau das abseilen umgeht, hat mit Sicherheit das Potential zum Stammtischklassiker.
Der tatsächliche Eingang ist nicht zu verfehlen, auch wer nicht lesen kann, was auf den Wegweisern steht. Ein Schild, das mitten im Wald auf einen garagentorgroßen Eingang zeigt, enthält nur sehr selten Hinweise auf die örtliche Schwulenkneipe. Den später eventuell benötigten Neo bereits jetzt anzuziehen, ist nicht zu empfehlen. Zum einen behindert er beim Abstieg, um dann letztendlich doch nicht gebraucht zu werden oder er sorgt für Irritationen, falls es doch eine Schwulenkneipe ist.
Die Höhle geht nach einer Stufe in einen geräumigen Gang über, der sich gleichmäßig nach unten windet und wie erwähnt in die Doline mündet. Geröll und eingeschwemmtes Holz behindern das Fortkommen ein wenig, an einer Stelle muß man sich sogar bücken. Auf den ersten Blick ist der Gang völlig schmucklos und total uninteressant, einen zweiten verkneift sich der Durchreisende, da er in Eile ist. Der Weg ist in diesem Fall eindeutig nicht das Ziel, auch wenn eine Milliarde Chinesen totbeleidigt sind.
Blazev spodmol:
Was genau der Name dieser Höhle bedeutet, ist unklar. Erfahrungsgemäß ist aber alles, was das Wort Spodmol irgendwie enthält, zumindest zeitweilig voll Wasser. Wasser, in das man reinfallen kann, Wasser, das stinkt wie eine Güllegrube oder Wasser, das plötzlich und unerwartet in größeren Mengen um die Ecke zischt. In Franken würde man wohl Ponor dazu sagen, es gibt also offensichtlich auch welche, die nicht eng, schlammig und total widerlich sind.
Der Ponor ist ein ausgewaschener, über viele Stufen abwärts führender Bachlauf. Manche kann man überspringen, an drei Stellen muss abgeseilt werden, alles recht kurze Strecken von weniger als 20 m. Die erste endet gemeinerweise über einer Gumpe und erfordert dem Neoprenverächter ein paar Zirkusnummern ab, um trocken zu bleiben. Die Harten versuchen das erst gar nicht und machen mit einer Arschbombe doch alle nass. Nach der zweiten Abseilstrecke ändert sich der Charakter der Höhle, sie wird unübersichtlich und stark zerklüftet. Die Hauptrichtung führt weiter nach unten, aber es gibt augenscheinlich auch Nebenstrecken und somitdie Möglichkeit, sich zu verrennen.
Der ahnungslose Verfasser dieses Textes ist der Überzeugung, ab jetzt entweder in der Ocizeljska Jama unterwegs zu sein oder von Anfang an in dieser herumgestolpert zu sein. Wenn drei Höhlen mit Oc... anfangen, verliert man schon mal die Orientierung. Als kleiner Trost bleibt, dass dem slowenischen Kameraden inmitten all der heimischen Oster- Räuber- und Bärenhöhlen genauso jeder Überblick abhanden kommen könnte.
Egal, wie das Ding heißt, es wird jetzt richtig sportlich. Es gilt, haushohe Komposthaufen zu überwinden, die eine Ahnung aufkommen lassen, was hier bei bei Hochwasser los ist, wenn sogar kleinere Bäume eingespült werden. Zur Entspannung folgen 40 m hohe Spalten, der ganze Sinter langweilt bereits. Nach einer weiteren Abseilstrecke weiß man nicht wohin mit den Füßen, Sinterbecken, kleine, gemeine Löcher, kleine Seen. Man fühlt sich an die Fortpflanzung der Igel erinnert: gaaanz, gaaanz vorsichtig.
Es folgen noch mehr Seen, einer allerdings ist das Sammelbecken der Komposthaufen. Schwarz, stinkend, man wähnt sich schlagartig in einem DDR - Chemiekombinat. Ein ausgefranstes Seil hilft bei der Überwindung, ein starker Magen und das Rezitieren aller bekannten Honeckerwitze sichern das pure Überleben. Es folgt Tümpel auf Tümpel, kahle Gänge oder verzierte, Lehmwände. Noch ein paar Becken und man steht an einem kleinen Flusslauf. Rechts entlang endet er in Lehm und Modder, wenn auch nicht so ganz ohne jedes Potential.
Der Linksruck nimmt vorläufig kein Ende, der Sage nach endet er in einem See. Interessanter erscheint eine mögliche Fortsetzung ausgerechnet nach unten, in einem Geröllhaufen im Flußlauf endet ein schmaler Spalt über einer Wasserfläche - der Überraschungsjauchzer erzeugt ein schönes Echo. Entweder hat Otto Waalkes dort sein endgültiges Asyl gefunden oder die müden Knochen müssen noch mal hin, damit es heißt: Fortsetzung folgt.