Das derzeit als längste Höhle Österreichs bekannte System versetzt wohl jeden, der die Möglichkeit eines Besuches hat, in Erstaunen. Gänge und Hallen von riesigen Dimensionen erinnern den Besucher eher an ausgedehnte Nachtwanderungen und Treckingtouren als an kriechende Erkundungen des Untergrundes.
Der gemeine Höhlenwanderer wird nach Erreichen des Höhleneinganges schon bald vor der verschlossenen Gittertür stehen, denn die Höhle ist nur für Forschungen zugänglich, die vom Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun koordiniert werden. Eigentlich eher typisch für Franken ...
Im Inneren gibt es diverse Biwakplätze, da Expeditionen in die tagfernen Teile schnell mehrere bis viele Tage dauern. Der lichtscheue Höhlenforscher kann seiner Lieblingsbeschäftigung somit auch in längeren Zeiträumen nachgehen, ohne zwischendurch den Unbilden der Sonneneinstrahlung oder ähnlichem ausgesetzt zu werden.
Der Zustieg aus dem Müllnerboden dauert 1 bis 1,5 Stunden, im Winter verbunden mit Spuren im tiefen Schnee. Dabei muss im oberen Teil auf lawinenangepasstes Verhalten geachtet werden. Aber ganze Mädels und Kerle kommen durch und erreichen die Eisenleiter hinauf zum Eingang der Hirlatz. Vom Höhleneingang durchquert man zuerst den Zubringer mit temporärem Eisteil und nur wenigen niedrigen Passagen. Allein der Hauptgang dort hat über 1 km Ganglänge. Hinter dem Zubringer befindet sich der Alte Teil mit einem mehr als 2 km langen Hauptgang zwischen Lehmtunnel und Seetunnel und einem aktiven Canyon, der zu mehreren Siphonen führt (Nordsiphon, Linzer Siphon). Die tiefste Stelle ist nur 470m vom Endpunkt der Oberen Brandgrabenhöhle entfernt. Schon dieser kleine Teil der Höhle will von sportlichen Naturen besucht sein.
Oberhalb des Alten Teils befindet sich die Zwischenetage mit aktiven Bereichen. Über den 'Pendler', der mit langen Leitern und spektakulärer Brücke über scheinbar bodenlose Schächte erschlossen ist, gelangt man ins Obere System und damit in die weiträumigsten und entferntesten Teile der Höhle, die in West- und Ostteil untergliedert sind.
Besuche erfordern mehrere Tag und Biwaknächte. Im westlichen Teil befinden sich die größten Hallen der Höhle, wie z.B. Echokluft, Grünkogelhalle oder Sahara (als größte Halle des Dachsteinmassivs sicher nur unwesentlich kleiner als ihre ungleich wärmere Namensvetterin). Die Höhlenabschnitte des Oberen System haben vielversprechende Namen wie z.B. Wilder Westen, Ferner Osten oder Labyrinth der Entscheidung.
An Expeditionen in die Hirlatz teilzunehmen gehört sicher zu den ganz großen Erlebnissen im Leben eines Höhlengängers.