Achtung: Dieser Text ist nicht für den (zurecht) freudig erregten Kuala Lumpur Touristen gedacht. Er soll keinen Touristen vom Besuch der Batu Cave(s) abhalten. Die Batu Cave(s) ist/sind gar herrlich und müssen von jedem gesehen und natürlich auch fotografiert werden - auch wenn das unter Umständen im folgenden Text nicht so erscheinen mag. Der Autor würde jeden Tag dort sein - wenns denn ginge.
Anfang: Der Premium-Tourist sieht von seinem Hotelzimmer im 26sten Stock nicht nur die beiden Petronas Towers - welche, wie er erst nach Handauflegen wahr haben will, mit Edelstahl verkleidet sind -, sondern auch einen kleinen Berg am Horizont. Wird dieser Berg mit der Premium-Kamera ins Visier genommen, kann er ihn sehen: Den goldenen Höhlenkaspar am Eingang der Batu Cave, der vermutlich böse Geister, nicht aber böse CaveSeekers abhält.
Also fährt man mit einem guten Premium-Großraum-Taxi (wichtig wegen der eigenen Körperfülle
und auch wegen der Strahlung aus Japan) relativ zügig zum anständig dimensionierten
Parkplatz direkt vorm Loch. Sofort wähnt man sich in Indien.
Am Ende des Parkplatzes erwarten den Naturfreund einige Erlebnisse, die alle bisher bekannten Auswüchse aktiver Höhlenzerstörung nichtig erscheinen lassen - selbst wenn man diese mit der Größe der vorgefundenen Löcher in Relation stellt. Und diese Größe ist beachtlich.
-
Einschub: Der Autor hat einige leidvolle Erfahrung in Sachen (Nord-)
Indien und bezüglich dessen





So findet man
- Höhle #1: Name vergessen. Egal, weil, trotz Kassenhäuschen am Eingang,
verschlossen. Es scheint eh sehr unwahrscheinlich zu sein, dass sie sich in anständigem
Zustand befindet - schließlich befindet sich ihr Eingang direkt auf Parkplatzhöhe.
Es muss also schon mindestens ein
im Loch gewesen sein. Mit den bekannten Konsequenzen. Stichwort: Müll /
.
- Höhle #2: Name vergessen. Kulturhöhle. Unfassbar. Die deutsche Sprache
reicht nicht aus, um die Greuel zu beschreiben, die hier am Hohlraum verrichtet wurden.
Man denkt kurz an das Wort '
' - natürlich nur ganz kurz - und besinnt sich dann politisch korrekt und natürlich richtiger auf die Worte "vollständige Zerstörung, Frevel, Unkenntlichmachung, Vernichtung." - oder kurz:
Kultur .
Von der Architektur her ein durchaus schönes Loch. Mit Wasserfall am Eingang - und kleinem Bächlein. Im leicht zugänglichen inneren dann eine große, nicht allzu hohe, Halle. Schön. Leider aber auch mit vollständig betoniertem Boden, durchgehend äußerst geschmacklos gestrichener Höhlenwände und - als Krönung des Schreckens - zugestellt mit ca. 100 bunter fast "lebensgroßer" Figuren mit vier Armen und Frauen-, Männer-, Affen-, Elefanten- oder gar Pferdegesichtern in allerlei posen. Immerhin: Kein Vergleich mit der stark eingeschränkten Vielfalt der Figuren unseres ehemaligen Kulturkreises.
-
Zur Vertiefung: Unser Schöpfer war nicht damit zufrieden gewesen,
einfach nur ein paar Jesus-Statuen in eine frisch gestrichene Höhle zu verbringen.
Stattdessen mussten massive Gebäude errichtet und das heilige Land befreit werden.
Auch bescheuert. Aber anders. Irgendwie sympathischer.
- Höhle #3: Name vergessen. Schauhöhle im etwas weiteren Sinn. Hier wird
der Eingang von zwei Plastikelefanten bewacht. Zu deren Verstärkung stinken dem Besucher
drei oder vier teilweise noch lebende Affen in einem Käfig neben den Elefanten entgegen.
Im Inneren, dann das selbe wie in Höhle 2. Nur noch schlechter. Diesmal muss mit grottigen Bildern von schlimmen Figuren vorlieb genommen werden. Die Höhle ist zu diesem Zeitpunkt 8 Meter breit, 3 Meter hoch und 50 Meter lang. Überwindet man seinen angeborenen Impuls beim Anblick der Bilder zu erbrechen, und kämpft sich bis ans Ende des Ganges, befindet man sich in einer relativ großen Halle - die nun wieder mit Figuren vollgestellt ist. Spätestens hier wenden sich 90% aller Besucher ab, und versuchen das Loch schnellst möglichst wieder zu verlassen. Denn es stinkt nach Nilpferd.
In dieser Situation fragt sich der CaveSeeker, was wohl die Ursache des Gestanks sein mag, überwindet seine Abscheu, und dringt in einen weiteren Hohlraum vor, der treffend nur mit "kleines Konzentrationslager für Reptilien aller Art" beschrieben werden kann. Bei 100% Luftfeuchtigkeit, ca. 35° und schlechter Beleuchtung harren allerlei Schlangen, Echsen und sonstiges Getier - jedes für sich - in fast durchsichtigen Terrarien und Aquarien aus. Einige bewegen sich sogar noch. Vermutlich im Todeskampf. Auf der Flucht versucht der Höhlen-Inder noch, dem Touristen eine halbtote Schlange über die Schultern zu legen. Weg.
- Höhle #4: Dark Cave. Schauhöhle im etwas weiterem Sinn. Hier wird mit viel Enthusiasmus versucht, dem Höhlenfreund allerlei Aspekte des Lochs im speziellen und der Forschung in Uralthöhlen im Allgemeinen beizubringen. So wird über sein Alter doziert, über die Architektur des Lochs - anhand eines Höhlenplans (!) -, über Fledermäuse, deren Kot und den darin umherspringenden Insekten. Da dieses Loch für den Höhlengänger tatsächlich interessant ist, wurde es in eine eigene Hohlraumbeschreibung auf CaveSeekers.com ausgelagert. Guckst du "Dark Cave".
- Höhle #5: Batu Cave . Tempel-, Beton- und Schauhöhle. Vor geraumer Zeit
fanden sich einige Inder am Eingang zum Loch ein und entschieden, eine gründliche
Umgestaltung wäre notwendig, um wem-auch-immer huldigen zu können und sich anständig
die Backen mit rostigen Nägeln durchstechen zu können.
Also wurde ein 40 Meter hoher Höhlenkaspar - und in diesem Fall wird selbst im Kontext von CaveSeekers.com von einem echten Kaspar geschrieben - aufgestellt. Zusätzlich wurde eine - zunächst einspurige, später zwei - jetzt dreispurige Treppe mit (vermutlich 272) Stufen in den Berg gehauen. Die Vermutung, der Kaspar wäre genauso hoch wie die Treppe, hat sich als unkorrekt erwiesen. Zuviel Konsequenz schadet - ebenso wie Logik. Hauptsache alles ist schön bunt, laut,
und
Sieht man von den baulichen Veränderungen im Inneren der Höhle ab, findet man einen sehr großen Durchgang zum Boden einer immer noch sehr großen und tiefen Doline vor. Jede der vielen und sehr großen Versinterungen ist selbstverständlich seit langer Zeit verstorben. Dennoch kann man hier getrost einige Zeit verweilen, und die Blicke schweifen lassen. Insbesondere der nahtlos ins Loch integrierte Regenwald bereitet Freude. Aber auch der omnipräsente Inder macht sich ständig unfreiwillig zur Lachnummer. So bleibt die Stimmung gut.
