Höhlenbeschreibung ÖFFENTLICH
Höhle:

Angerlloch

[1271/1]
Lage: Oberbayern, Estergebirge, Walchensee
Koordinaten: N47°33.628' E11°17.21' [940m]
78D9DD00-ED85-11DD-A9C6-0019D1127B5A
Typ: Spalt/Wasserhöhle mit 2 Eingängen
Länge: 700 m
Bewertung: 33
Anspruch: 5
Höhlenbuch: Zwei! Eins am Eingang und eins am Kloakensiphon
Material: wenigstens ein 10m Seil, besser 2
Verschlossen: 1.10. bis 30.4.
Gesamtzeit: 17:31 Stunden
Bekriecher: Harald FitznerMarkus OßwaldJohanna BartosAdrian SchneiderJürgen Wipplinger
Spektakuläres: AngerllochAngerllochAngerllochAngerlloch
Missionen:
Beschreibung:

Was dem Franken die Bismarckgrotte, scheint dem Südbayern das Angerlloch zu sein.

Angerlloch - Der Walchensee!

Kulturbedingte Unterschiede zwischen beiden Volksgruppen zeigen sich hier bereits schon an der Leidensfähigkeit auf dem Weg zum Loch: Während der Franke entspannt direkt bis zum Loch fährt, und sich quasi direkt vom Fahrersitz aus abseilt, steigt der Südbayer erstmal 30+ sehr, sehr schlimme Minuten ohne Weg auf den Simetsberg und verbraucht dabei mehr Kalorien, als sich der Franke umgerechnet in Schäuferle auch nur vorzustellen vermag. Beachtenswert ist auch, dass der Südbayer noch nicht einmal v e r s u c h t mit seinen eindrucksvollen Scheingeländewägen möglichst nahe an das Loch zu fahren - nein, er stellt sein KFZ doof auf einer als Parkplatz ausgeschilderten Lichtung ab, und läuft den Rest. Am besten noch im Neo.

Angerlloch - Herr Fitzner hinter dem Gitter noch beim Abmarsch, die Kameraden schon im trockenen Spalt!Was die beiden Gruppen aber zu einen scheint, ist der Hang zum extremen Fledermausschutz. Im Angerlloch wird geschützt was das Zeug hält - genau so wie in der Bismarckgrotte. Beide Höhlen sind aus diesem Grunde im Winter jeweils heftig verschlossen. Achtung: Wer den Stellenwert der Fledermaus in der menschlichen Gesellschaft auf einen reinen Virusüberträger reduziert, ist - selbstverständlich - ein .

Angerlloch

Wer nach dem schlimmen Aufstieg zum Loch endlich im Eingangsbereich angekommen ist, sollte sich zunächst ein wenig Zeit nehmen um zu atmen. Vielleicht 'ne Stunde. Denn die Luft ist ungewöhnlich dünn auf 900 Metern Höhe. Danach wird streng riechend festgestellt, dass das Angerlloch gleich mit zwei Eingängen glänzt. Dieser Luxus verwirrt zunächst. Ein großer Spalt mit Loch ist der "untere Eingang" und ein 10 Meter entferntes und ein wenig weiter oben liegendes Loch in einer Felswand ist der "obere Eingang". Viele können sich in dieser Situation nicht entscheiden und steigen wieder ab. Der Fachmann hingegen wählt den oberen Eingang - wohl wünschend, dass es dann im Loch primär Abwärts geht. Dem ist aber leider nicht so. Stattdessen kämpft man sich direkt im Eingangsbereich erst einmal über extrem glattes Gestein - für welches der Caveseekers-Begriff "Ranzenschliff" erfunden worden zu sein scheint - weiter nach oben. Hier sollte man ein wenig Sorgfalt walten lassen, nicht dass man ungewollt Kunde bei den zahlreich am Parkplatz feiernden Höhlenrettern wird.

Angerlloch

Die glatten Stellen vermitteln in der Tat den Eindruck, als ob mehrere Millionen Menschen hier mit ihren Bierbäuchen bereits vorbeigeschwabbelt sind. Vermutlich waren es aber mehr.

Ist diese erste Schlüsselstelle überwunden, befindet man sich in einem typischen Alpenhöhlen-Spalt, den man genau so erwartet hat. Nicht der geringste optische Reiz kann wahrgenommen werden. Man hat ein paar harten Abzweigungen zu folgen, hinter denen sich dann wieder nichts fotogenes findet.

Angerlloch

Der gesamte Hohlraum besteht sogar ausschließlich aus hohen Spalten an deren Boden sich der Mensch voranschieben kann. Das Loch ist also nicht primär durch Lösung entstanden, sondern sondern aufgrund von starken Integritätsproblemen des minderwertigen Berggesteins. Immerhin kann festgestellt werden, dass alle Spalten stark von Wasser angegriffen wurden. Das macht sie sympathisch und darf als Grundlage dafür gelten, dass sich in dieser Wasserhöhle tatsächlich schon mal Wasser befunden hat.

Stichwort "Wasserhöhle": In der einschlägigen Literatur ist zu lesen, dass es in unregelmäßigen Abständen zu schlimmen Hochwassersituationen im Loch kommt. In solchen dringt tatsächlich Wasser aus der Höhle und formt dabei den markanten Graben vom Eingang zum Fluss im Tal.

Angerlloch

Irgendwann steht man plötzlich nicht mehr in einem Spalt, sondern in einer beinahe geräumigen Halle, welche offenbar einst zur "1. Wohnhöhle in der BRD" gemacht wurde. Hier staunt man kurz ob der tiefgreifenden Gesellschaftskritik, die das dort vorgefundene Graffiti ausdrückt bringt und entscheidet, der Schöpfer dessen sollte umgehend zur Bundeskanzlerin (m/w/d) gekürt werden.

Angerlloch - Das Volksbad im Angerlloch. Hier verweilt man gern.

Man bewegt sich weiter und erblickt viele Seile, die offenbar in höher gelegene Teile der Spalten führen. Konditionsbedingt ignoriert der CaveSeeker diese Seile jedoch und findet sich so schließlich schnell am Volksbad : Hier hemmt Wasser den Vorwärtsdrang erheblich.

Angerlloch - ..der Kristallsiphon. Offenbar vor kurzem erst Ziel einer Urin-Attacke.

Stattdessen nimmt man dann doch ein herumhängendes Seil zur Hand und gelangt damit über das Volksbad und kann hier den tollen Kristallsiphon bewundern. Von Kristallen ist jedoch nicht die geringste Spur. Aufgrund der vorgefundenen Wasserqualität im Siphon schlägt der Autor hiermit offiziell die Umbenennung in den besser geeigneten Namen Kloakensiphon vor.

Angerlloch - Steinzeitgriffel Angerlloch - Herr Fitzner, ganz VorbildSollte sich jemand in das Höhlenbuch im dort herumliegenden Kupferbehältnis eintragen wollen: Das Kupferbehältnis ist leer. Alternativ ist jedoch am Eingang der Höhle ein weiteres Höhlenbuch zu finden. Vom Schweiß unzähliger Menschen ist dieses aber sehr verquollen - und es riecht ein wenig unangenehm.

Angerlloch - Der extrem aufmerksame CaveSeeker erkennt hier den Wasserfall im Angerlloch. Das Wasser fällt ca. 3cm. Mit einem Volumen von ca. einem Liter pro Tag.

Der aufmerksame Höhlengänger erspäht am Volksbad ein paar verrottete Alt-Einbauten. Diese haben ihren Ursprung in der Schauhöhlen-Zeit des Angerlloch. Der Franke stellt sich die Frage, wie es der einstige Schauhöhlenbetreiber wohl geschafft hat, von seinen Kunden nach deren Höhlenbesuch nicht erschlagen zu werden. Zumindest von den Kunden, die schon einmal in einer Nicht-Alpen-Höhle unterwegs gewesen waren. Also in einem nicht zu 99% kahlen Loch. Vermutlich musste er mit sehr viel Alkohol argumentieren. Und wurde dann hoffentlich trotzdem irgendwann erschlagen.

Obwohl es zahlreiche Geschichten über tatsächlich heldenhafte Vorstösse in die Bereiche hinter dem Volksbad und dem Kloakensiphon gibt, stellt das Volksbad den Endpunkt für den Nicht-Siphon-Abpumper dar. So wendet man sich erleichtert in Richtung des "unteren Eingangs". Es lässt sich also tatsächlich ein Rundgang gestalten. Ein seltens Glück.

Angerlloch

Der Charakter des Lochs ändert sich nicht. Einmal muss man sich noch eine sehr unangenehme Stelle in einem engen Spalt hochschubbern - was ohne Hilfe beinahe unmöglich erscheint und dann kommt man an einer Stelle vorbei, an der man tunlichst ein eigenes Stück Seil dabei haben sollte - ansonsten lebt man ab. Wird hier nicht abgelebt, steht man am Eingangsiphon. Dieser Eingangsiphon überrascht mit zwei besonderen Eigenschaften. Erstens führt er kein Wasser. Und zweitens kann er einfach überklettert werden.

Hat man diese "schwierige" Stelle durch kurzes Bücken überwunden - steht man innen an der Verschlußeinrichtung des unteren Eingangs. Und wittert frische, aber dünne, Luft.

Angerlloch

Fazit: Das mit Abstand Beste am Angerlloch ist, dass man seine Anreise so gestalten kann, dass man direkt am Walchensee vorbeikommt. Bei bestem Wetter ist das ein Anblick, der auch dem eingefleischten British-Virgin-Islands-Urlauber respektvolles Kopfnicken abringt. Gar herrlich. Kurzer Einschub für den Franken zum Vergleich: Brombachsee: 1.07 Punkte - Walchensee: 1.54 Milliarden Punkte. Das Loch selbst geizt ein wenig mit optischen Reizen - bietet aber reichlich Anspruch körperlicher Natur. Man kann sehr risikoreich über sehr glatte Felsen klettern, stellenweise muss man sich Bücken und manchmal ist es sogar ein wenig eng. Wäre der Zustieg zum Loch nicht dermaßen unangenehm, könnte sich der Autor sogar vorstellen noch einmal einzufallen um die oberen Bereiche zu untersuchen. So aber ist das Undenkbar.

Speläotheme: Sinterbecken [ ]
Siphon [ ]
Spalt [ ]
Sinterüberzug [ ]
Lebensformen: Mensch [ ]
KOORDINATEN REAKTOR DREI VERSION 0.44 - HIRNMACHT
CAVESEEKERS
Links: Herr Lindenmayr über das Angerlloch. Man beachte den Absatz zum Höhlenverschluß/Fledermausschutz. Man beachte nicht: Das gekachelte Hintergrundbild.
Walchensee. Mautstrasse. Da muss man gewesen sein.
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