Wer vor einem Loch steht, auf dessen linker Seite ein altes Metalscharnier einbetoniert ist, der ist vermutlich richtig. Finden sich dahinter noch rudimental vorhandene Stufen, steht man am Eingang zur "Nouvelle". Sollten Franzosen des Weges kommen - so dürfen diese durchaus ignoriert werden.
Drinnen befindet man sich zunächst in einem 20 Meter langen und 8 Meter breiten Vorraum, welcher bereits anständig mit uraltem Sinter überwuchert ist. Hier kann man befürchten, dass das Loch tot ist. Gerade nach unten führen weitere längst vergessene Stufen, welche ohne Seil unweigerlich in den Tod führen. Also baut man ein Seil ein, und Seilt ab. Der eine schnell, der andere schneller. Beim Abseilen erkennt man die Reste einer alten Metallkonstruktion, welche dazu diente, einem Schauhöhlenbetreiber die Kunden nicht kaputt zu machen. Das Loch war tatsächlich mal eine Schauhöhle. Da der Eingang allerdings nur von Extremsportlern erreicht werden kann, muss der Betreiber wohl verhungert sein. Weitere spuren einer Nutzung als Schauhöhle sind nicht erkennbar.
Damit der Franzose neben extra schlechter Nahrung ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sein Eigen nennen kann, hat ihm der Schöpfer ein Sinterphenomen namens "Disques" zugeteilt. Dieses verschließt sich dem flüchtigen Beobachter - dem CaveSeeker aber nach einigen Stunden des angestrengten photografieren nicht. Anbei eine verteufelt gut gelungene Skizze einer solchen "Disque". Ein Versuch in Worten: Es handelt es sich um einen Stalagtiten, welcher an seiner Oberseite nicht konventionell, flächig und logisch aus der Decke wächst, sondern aus einer schräg aus der Decke wachsenden Scheibe - der Disque. Wer hats verstanden? Ich nicht.
Auf jeden Fall befindet man sich nach dem Abseilen in einer sehr großen Halle, in der 80% aller Sinterformen eifrig am wachsen sind. Überall tropft es. Satte Farben überall. Wer ein wenig sucht, findet quadratmeterweise Excentrics an der Decke. Es gibt einen Bereich, in dem man sich als CaveSeeker vorkommt wie in einem Labyrint aus 5 Meter hohen Tropfsteinen. Überall finden sich Sinterbecken, welche allerdings aus unerfindlichen Gründen - bis auf zwei - unansehnlich sind. Offenbar hat der Designer mehr Wert auf die Disques gelegt.
Eine 6 Meter hohe und 2 Meter dicke Sinterformation ist einst, zusammen mit ein paar weniger imposanten Kameraden, umgefallen, und lädt zum Besteigen ein. Dominiert wird die Halle jedoch von einem wunderbaren Stalagmiten, welcher auf einem 5 Meter hohen Berg aus Altsinter thront, und sich nochmals 5 Meter in die Höhe reckt.
Aus Zeitmangel wurde ein weiter in die Tiefe führender Schacht nicht befahren. Man hört allerdings, dass sich dort nichts ansprechendes finden lassen soll. Eigentlich undenkbar, aber bereits auf dem Weg zu Schacht läßt die Pracht nach. Allerdings nehmen die Excentrics zu. Man weiss es nicht.
Fazit: Dieses Loch ist die einzige Einraumhöhle, die der Autor mit Freude ein zweites Mal besuchen würde. Es gibt noch viel zu fotografieren.