Die Angst vor Strafverfolgung sitzt tief im CaveSeeker. So hält
er sich z.B. strikt an Verkehrszeichen - insbesondere an die, die darauf hinweisen,
dass Fahrten auf Waldwegen nur für Waldmeister gestattet sind. Der Preis für solcherlei
Gesetzestreue ist Schweiss.
Während Frau Krannich von einem Strauch zum anderen springt,
und sich an der Vegetation des Schwarzwaldes erfreut, beginnt für die Alten ein beschwerlicher
Aufstieg, der sich über ca. 1200 Meter erstrecken sollte.
Schlimme Erinnerungslücken - offenbar entstanden durch akute Sauerstoffunterversorgung des Denkapparates aufgrund extremer Überanstrengung - verhindern die Niederschrift der weiteren Geschehnisse. Plötzlich war auch Herr Wipplinger am Loch, die Seile waren bereits mustergültig eingebaut. Die Stimmung war gut. Passend dazu begann es zu Regnen.
Eine kurze Kritik des Autors, die zum Inhalt hatte, dass
die Farbe der Innenseite einer der vier angebrachten Bandschlingen an einer Stelle
zu erkennen war, wurde mit einem freundlichen "Ich kumm runder, dann konnst mi am
Oarsch lecken" abgehakt.
Als man im Loch einfiel, deutete nichts auf irgendwelche
Komplikationen hin. Erst als von Chef-Archäologen Lanig - dem Ersten im Loch - keinerlei
Lebenszeichen vom Schachtgrund an den Eingang drangen, zeichnete sich ein - zunächst
noch mysteriöses - Kommunikationsproblem ab. Kann ein 50-Meter-Schacht tatsächlich
zu tief sein, um sich noch gegenseitig anscheissen zu können?
Alles Geschrei war vergebens - es blieb still. Jeweils bei Entlastung eines Seils wurde weiter eingefahren. Und wieder die gleiche Situation: Kamerad fährt ein, schreit noch ein Weile, und verstummt dann hartnäckig. Kein Stöhnen, kein Maulen. Nichts. Nur ein entlastetes Seil. Offenbar ein Loch ohne Wiederkehr. War das Seil an ungünstiger Stelle gerissen, und einer nach dem anderen stürzte in den Tod? Egal.
Frau Krannich und Herr Bugelmüller machten sich als nächstes auf den Weg in den Untergrund. Herr Bugelmüller stürzte sich voller Enthusiasmus in die Tiefe und kam 5m tiefer auf einem Felsenabsatz wieder zum Stehen. Frau Krannich nutzte diese einmalige Chance und verübte einen gemeingefährlichen Mordanschlag auf Herrn Bugelmüller - jedoch erfolglos. Der etwa 10 cm große, sich zufällig lösende Stein, schlug zwar hart auf dem Schädel des Herrn Bugelmüller ein, hinterließ jedoch nur ein Loch im Geldbeutel, da nun ein neuer Helm fällig ist.
Als sich dann Schlussendlich der Autor selbst - geschmeidig
wie eine 37jährige Gazelle - in den Schacht schwang, war nach etwa 35 Meter auch
dem letzten Seeker der Grund für das gestörte Kommunikationsgebaren der kompletten
Kameradschaft klar: Ein ordinärer Wasserfall von ca. 13 Meter Höhe tat dass, was
alle ungesehenen Wasserfälle tun: Lärmen.
Rätsel gelöst. Nächstes Problem: Abseilen im Wasserfall. Eigentlich
kein Thema - nur - man wird nass. Also mit maximaler Geschwindigkeit abgeseilt, und
aus dem Bereich des fallenden Wassers entfernt. Dann das glücke Geschick: Aufgrund
mangelnder Voraussicht, wurde der Gedanke an den Aufstieg im Wasserfall
einfach nicht gedacht. Schön. So blieb die Zeit im Loch bis zum Aufstieg weitgehend
unbeschwert.
Die am Boden vorgefundenen Gesteinsbrocken entfachen dann aufgrund ihrer unerwarteten
Vielfalt auch beim Autor - seines Zeichens ausschließlich an Sinter interessiert
("auf mäuse, Knochen, Mineralien und Österreich ist geschissen")
einen kurzen Steinklopf-Anfall.
Die Säcke voller bunter Kristalle, wurde dann endlich damit
begonnen, den durchaus beeindruckenden Hohlraum abzulichten. Hierbei wurde die Primärblitzschlampe
zum ersten Mal mit einer neuen, ja revolutionären, Technologie ausgestattet. Die
inzwischen dritte Generation der Primärschlampenauslösung erwies sich als nahezu
perfekt. Gerade vier Nichtzündungen wurden gezählt.
Einige hundert kernig geschrieene Befehle später, ist Herr
Wipplinger heiser, und der Aufstieg beginnt: Erst jetzt wird festgestellt, dass am
Seil der Wasserfall lauert. Und so begab es sich, dass man die ersten Meter des Aufstieges
nur wenig Schwitzen musste. Weitere zehn Meter hielt die Frische noch an, bevor die
typischen Gerüche eines aufsteigenden CaveSeekers durch den Hohlraum zogen.
Fazit: In diesem Loch sollte man gewesen sein: tiefer, beinahe durchgängig senkrechter 50 Meter Schacht, Wasserfall, riesiger, sehr hoher Spalt und eine unglaubliche Vielfalt an Mineralien.