Primärziel war - wie eigentlich schon immer - die endgültige Fertigstellung der Maurerarbeiten. Eklatanter Steinmangel und die physikalische Präsenz vereinzelter fettleibiger Kameraden in unmittelbarer Mauernähe hatten oftmals dazu geführt, dass Herr Weiss nur sehr eingeschränkt seiner Kunst nachgehen konnte.
Die Ausrichtung der Tür - obwohl sie schon beim letzten Termin grob eingesetzt worden war - war die ganze Woche über wieder Streitpunkt Nummer Eins. Wichtiger noch als der Transrapid oder betrunkene Inder. Am Loch angekommen wurde aber offenbar entschieden, das leidige Thema endlich ruhen zu lassen - und die Tür würde vollständig eingemauert.
Weil keine fettleibigen Kameraden den Fortschritt blockierten und keine Frage bezüglich der Tür mehr offen war, blieb nur noch ein Problem zu lösen, um den Künstler bei Laune und fern vom Bier zu halten: Der Mangel an Steinen. Großen Steinen.
Inzwischen waren sämtliche Schuttberge rund um das Loch von Frauenhänden bereits mehrfach nach Steinen umgegraben worden und daher nichts brauchbares mehr zu erwarten. Daher entschied man sich - vermutlich hauptsächlich um die Biervorräte zu schonen - einen Ausflug in die nähere Umgebung zu unternehmen - mit Anhänger.
Auf diese Weise wurde das Unmögliche geschafft: Das Gejammer von Seiten des Künstlers verstummte, und auch die letzte Mauer nahm mehr und mehr Form an, während mit vollem Einsatz rund ums Loch wie von Sinnen geschaufelt wurde.
Bis zum Eintreffen des politisch motivierten Fledermausbeauftragten.
Um den Tieren den Zuflug zum Loch zu erleichtern, wurde ein professioneller Fledermausflugtunnel ersonnen und installiert: Im Vorfeld durchgeführte physikalischen Überlegungen ergaben, dass es einem relativ großen fliegenden Organismus sehr schwer fallen dürfte, sich durch dünne, glatte Rohre zu bewegen - eben genaus solche Konstruktionen, wie sie überall in Franken an Höhlenverschlusseinrichtungen zu finden sind... Daher wurde für die Rostnagelhöhlenbewohner ein rechteckiges, poröses Rohrmaterial mit großem Durchmesser gewählt. Dadurch ist nun der 'Eingang' für die Flugsäuger mehr als doppelt so groß als jemals zuvor. (Der Eingang wurde seinerzeit sehr kurz nach dem Anschneiden des Hohlraumes bereits wieder verschlossen.)
Tatsächlich wurden jedoch im Hohlraum noch keinerlei Fledermäuse entdeckt.
Am Ende des Tages - in finsterster Nacht - war die Mauer allerdings noch immer nicht fertig und es musste ein Nachfolgetermin am nächsten Tag einberufen werden.
Schuld war die Fledermaus.