Wie schon am Vortag frühstückte man teilweise im Café des örtlichen Einkaufszentrums. Es war laut. Sogar so laut, dass es Einheimischen zu dritt gelang bei den in Überzahl anwesenden CaveSeekers quasi im Vorbeischreien 8 Gehörstürze hervorzurufen. Herr Wipplinger gewann zudem die Erkenntnis, dass in Slowenien, zumindest in Kozina, der Kakao - wie man es sich von Italien erzählt - eine Schokoladen-Pudding-Konsistenz aufweist. Sieht übel aus, schmeckt wie warmer Pudding und ist widerlich. Aber auch das tat der allgemeinen Lautstärke keinen Abbruch.
Hier wurde das namensstiftende Printwerk entdeckt, welches in großen Lettern mit "Pornografsko" titulierte.
Gestärkt folgte im Anschluss die Anfahrt zum
Loch. Ähnlich der 'Nikki' waren hier in 15 Meter Abständen in jede Himmelsrichtung
zahllose Löcher im Boden. Nur das Richtige musste gewählt werden. In diesem Fall
sah das richtige Loch beinahe unbezwingbar aus, weil man - trotz Ausstattung mit
zahllosen Gehirnen - für den Eingangsbereich nur das lange 7 Meter Seil am Start
hatte. Herr Petri wird wissen warum.
Also wurden drei Bandschlingen verschiedenster
Farben zusammengebunden und Herr Konopac übernahm den ersten Einschluf. Dies ist
normalerweise nicht die beste Idee - insbesondere, wenn andere Körperteile als die
Fußsohlen mit dem Fels in Kontakt geraten. Aber hier hat's geklappt. Vermutlich,
weil die 0,2 Meter lange Eingangsengstelle sofort von einer 3 Meter tiefen Abseilstrecke
abgelöst wird. Der Franke wäre wohl einfach gesprungen und hätte erst beim Rückzug
nachgefragt, wie er wohl wieder aus dem Loch entkommt.
Auf allen Vieren wurde die äußerst glitschige
Reststrecke bis zum fast ebenen Höhlenboden abgeklettert - ein längeres Seil am Eingang
hätte hier ein Plus an Sicherheit bedeutet, aber auch ein Plus an Gewicht. Und da
sich beim Marsch durch slowenisches Unterholz - der trotz minimalster Entfernungen
oft viele Minuten dauert - niemand überanstrengen will, müssen eben Abstriche hingenommen
werden.
Im folgenden langen Gang verstreuten sich die
tapferen Recken über die gesamte Strecke, jeder warf den ein oder anderen mürrischen
Blick auf die annähernd tot erscheinenden Tropfsteine - die zwar italienisch wirken,
aber trotzdem nicht ganz hässlich sind. Am Ende des Ganges traf man wieder zusammen
und war - vermutlich auch der gestrigen Befahrung der Orgasticibic
geschuldet - ein wenig enttäuscht.
Herr Konopac bestand erfolgreich auf die Insektenfotografierorgie
- letztere war aber weitgehend erfolglos - Tiere bewegen sich! - und konnte auch
nicht zur Aufmunterung der Mannschaft beitragen. Auch ein wenig Hauptgang wurde geknipst.
Dann die Wende:
öffnete unerwartet den geheimen Gang. Voller Felskontakt:
Wampe und Hintern gleichzeitig. Unslowenisch und eigentlich nicht zu tolerieren.
Im folgenden Raum aber stieg die Stimmung schlagartig
- große Sinterbecken, Sinterflocken, Glitzern, Unberührtes. Eine aus plötzlicher
Motivation begonnene Fotostudie der Umgebung dauerte, man wähnte sich schon am Höhepunkt
der Befahrung. Einige Ungeduldige drängten weiter und man folgte schließlich durch
eine weitere Engstelle.
Es öffnet sich ein riesiger Gang, ein Spalier
aus Tropfsteinen führt den Forscher annäherend eben zu einem enormen
Absatz - gesäumt von einigen haushohen Stalagmiten. Die fotografische Dokumentation
wurde erneut aufgenommen und gestaltete sich dank der gut zugänglichen Blitzpunkte
und frei stehenden Speleotheme sehr einfach und ausführlich - und damit auch zeitraubend.
Während Herr Konopac am Absatz heldenhaft mit der Einrichtung des Seils kämpfte,
posierten die anderen Helden vor dem größten Steintropf am Ort. Der
Ire drückte ein einziges Mal auf den Auslöser und erschuf dadurch
ein Bild, welches - nach Meinung eines Autors das Beste der Welt ist. Als Herr Konopac
mit
zum hundertsten Mal die Knoten des Seils prüfte, waren auch
die 'Arbeiter' bereit zum Abseilen.
Bei ständigem Wandkontakt wurde zunächst in schwarzes
Nichts abgeseilt, welches sich aber bald als ein maues, nur 25 Meter tiefes Nichts
entpuppte - und sofort lauthals verlacht wurde. Es begann ein "wer kann schneller
abseilen"
vergleich, der - selbstverständlich - von Herrn Wipplinger
mit nur 4 Sekunden eindeutig gewonnen wurde. Zum Vergleich: Seeleitner: 5 Minuten
und 34 Sekunden - trotz vorangehender zehnminütiger Einseilzeit.
Die enorme Größe dieses Abbruchs verschluckt auch fast alles Licht mehrerer Scurions. Nur die stark versinterte Wand vor der Nase des Abseilers ist hell erleuchtet - bis man im tiefen Schlamm am Schachtboden steht.
Die Lehmbedeckung setzt sich leider fort, so gestaltete
sich der Abstieg über kleine Stufen zum flächenmäßig größten Raum spannend. Hier
scheint es in mehrere Richtungen weiter zu gehen - und so verstreute sich der CaveSeeker,
bis nur noch kleine Lichtpunkte am Horizont auf die Anwesenheit anderer Menschen
deutete. Auch schön.
Am letzten Spalt wurde entschieden, den Spalt Spalt sein zu lassen und stattdessen
mit dem Rückzug mit gleichzeitiger vollständiger Ablichtung des Hohlraumes zu beginnen.
Wie immer waren zu wenig Blitze am Start - aber immerhin konnte
mehrfach gewinnbringend im Bild platziert werden, um als kleiner blauer Punkt die
Größenverhältnisse im Bild festzuhalten. Ansatzweise gelang dies auch.
Herr Konopac zeigte sich mehrere Minuten unwillig den Anweisungen Herrn Wipplingers zu folgen, bis dieser mit der Erfahrung des jahrelangen Blitzschlampenschinders hervorbrachte "kommst Du halb runter, kommt Dir der Fe4 halb nach oben entgegen" und damit die Situation im Sinne aller Beteiligten zum Guten wendete. Hauptziel des Herrn Wipplinger war selbstverständlich "sich selbst auf keinen Fall bewegen" - und keiner hatte es gemerkt.
Eine Etage weiter oben, also am Schachtboden
und dessen Ausbuchtungen, wurden Massen strahlend weißen Sinters vom
und glücklicherweise
jeweils für die Nachwelt abgelichtet. Der Mann mit der Konfirmantenblase war schon
wieder 25 Meter weiter oben - natürlich ohne Blitz. Somit gestaltete sich die Verteilung
des Leuchtwerks in der Schachtregion ein wenig komplizierter. Der Ire wurde in "best
english speaked" instruiert und mit multiplen Blitzen ausgestattet. Auf halber
Aufseilstrecke hätten beinahe gute Bilder entstehen können - Sprachschwierigkeiten
mit großem Hall verhinderten dies fast vollständig.
Als die Kameraden schließlich alle den Schacht erklommen hatten, ließ Herr Seeleitner freundlicherweise einen Karabiner in die Tiefe fallen. Herr Konopac, welcher schon länger wartete, bot sich umgehend als Retter des Materials an. Mit genügend Abstand zum Rest hoffte er, der angekündigten Fotoorgie und dem drohenden Blitzschlampendienst zu entgehen.
Auf den letzten 100 Metern des Ausstiegs wurde dann mehrfach vergeblich versucht, eine bis Dato ungesehene "Straße aus Stalagmiten" vorteilhaft als digitale Bilddatei zu speichern - leider ohne vorzeigbaren Erfolg. Blöd, weil so etwas dem CaveSeeker in Jahrzehnten der professionellen Hohlraumerkundung noch niemals untergekommen war.
Beim Ausstieg erntete Herr Seeleitner viele
aufmunternde Worte, als er versuchte seinen Körper durch das Einstiegsloch zu drücken.
Zur Erinnerung: Es handelt sich um einen ca. 25cm langen Schluf. Kurz darauf schlüpfte
Meister
in 23 Sekunden durch, kurz bevor BMW-Fahrer Wipplinger 10
Minuten damit beschäftigt war, seine körperlichen Defizite mit seinem Industrieklettergurt
zu begründen. Selbstverständlich wurde er bei Ankunft an der Oberfläche freundschaftlich
und kollektiv verlacht.
Fazit: Nach der Orgasticibic war man bereits ausgiebig in Hohlraumsättigung. Gefühlt für etwa ein Jahr. An diesem Tag die gute Pornografsko zusätzlich zu befahren, erhöhte die Hohlraumsättigung direkt nochmals um ein weiteres Jahr. Es wird still werden in Zukunft.