Damit einem eine unsägliche berufliche Aktion nicht den ganzen Tag verdirbt, war entschieden worden, auf dem Rückweg das sagenumwobene Mordloch in Augenschein zu nehmen. Schließlich ist der Traum vom Mordloch mit dem Durchtauchen des ersten Siphons Ausgangspunkt für die Tauchversuche im mit Algen und anderen unappetitlichen Schwebeteilchen versehenen Springerbecken in Stein.
Die zügige Anfahrt durch´s Roggental ohne sich an den Türgriff klammernde Passagiere ist eine wirkliche Wohltat. Die in der Sonne glitzernden Geschwindigkeitsbegrenzungen lächeln dazu.
Am Parkplatz wird mit vollem Mut zur Schiebung durch den Schnee bis zum Ende des Parkplatzes gedriftet. In meinem früherem Leben als Alpinist gingen wir sowas mit Skier, aber jetzt ist man ja CaveSeeker und daher in der Wahl der Mittel nicht mehr ganz so stark eingeschränkt.
Man bleibt auch dann CaveSeeker, wenn es nichts zu suchen gibt. Besonders hier: Steht doch eine große Hinweistafel unmittelbar vor dem Hohlraum. Nach dem in der Literatur erwähnten Grillplatz mit Bänken hindes sucht man angesichts der Schneelage vergeblich. Nach ersten Photos in Dienstkleidung vom mit Eiszapfen bewehrten Höhlenportal streift man sich das Neopren über und nimmt den Eingang näher unter die Lupe. Alles trocken. Die Sonne scheint bis weit in die Höhle. Dann stehendes Wasser im Gang. Endlich.
Dann der Siphon: Bis jetzt unser längster und in Apnoe nicht zu bewältigen? Die Neugier treibt mich um. Schnorchel aufgesetzt, Kopf unter Wasser und ein paar Photos geschossen. Die Führungsleine verschwindet im Dunkel. Schade. Aber die ersten paar Meter wird man ja erkunden können? Also Schnorchel weg, Kamera weg, dritte Reservebeleuchtung weg. Hände frei, Kopf sowieso. Auf geht’s.
Unmittelbar nach dem Abtauchen ist eine größer glatte Wasserfläche zu erkennen. Dies wird die erste Auftauchstelle. Hoppla. ´s einfacher als erwartet. Unter Wasser sieht man das Seil entschwinden. Also Kamera geholt, ein paar Photos geschossen. Kamera wieder zurück. Auf geht’s, dem Seil hinterher. Diesmal eine kleine Stelle zum Auftauchen.
Die zweite Auftauchstelle: Der Hohlraum ist wesentlich kleiner und kompakter als der erste. Wie lange reicht wohl die Luft? Hier ist auch der Haken mit dem Ende der ersten Führungsleine. Die zweite Leine, diesmal in blau, verschwindet rechtwinklig zur ersten im Wasser. Wieder zurück. Kamera geholt. Das Wasser bleibt trotz dieser langwierigen Aktionen glasklar. Welch ein Genuss im Vergleich zum Steiner Springerbecken.
Nach ein paar Photos und dann die Kamera am Haken befestigt. Jetzt also Raspotin in blue. Tief Luft geholt und ab. Weiter hinten im Schein der beiden Lampen schimmert die dritte Auftauchstelle. Sie anzutauchen wäre entfernungstechnisch kein Problem, wenn man tatsächlich auftauchen kann? Ansonsten wird der Rückweg haarig. Aber ohne Partner und Sicherungsleine lieber doch nicht. Also wieder umgedreht, durch die zwei Auftauchstellen und zurück gewatet.
Draußen lacht die Sonne, die Verkehrsschilder sowieso und dann ab nach Hause, die Begeisterung heimwärts tragen.
Wir kommen wieder, keine Frage.