Es riecht unangenehm nach Kupplung. Der mit drei Dicken und einem Dünnen besetzte Caddy wird unbeholfen auf einem, nur für Einheimische und Italiener als solchen erkennbaren, Parkplatz in übelster Hanglage und ohne jede Befestigung gewendet. Man ist - so vermutet man - am Ziel. Ein Ziel, welches erst nach dem wiederholtem Scheitern an italienischer Strassenführung auf slowenischem Boden erreicht wurde. Merke : Die Befähigung zu übersichtlichem - und damit sicheren - Strassenbau macht sich nicht an der Nationalität des Strassenbauplaners fest, sondern offenbar eher an dessen Genen. Dies wiederum weist auf regen Grenzverkehr zwischen Italien und Slowenien hin - insbesondere im grenznahen Bereich.
Mit zwei GPS Geräten, etlichen Rücksäcken und zwei Peliboxen marschierte man los. Strahlender Sonnenschein, schöne Menschen. Aber bereits nach dreihundert Metern Marsch war die Entfernung zum Loch nur um hundertfünfzig Meter geschrumpft. Bald darauf bewegte man sich nur noch auf Wegen, die die Entfernung zum Loch im besten Falle nicht größer werden ließ. Jemand musste etwas unternehmen. Und so schlug sich Architekt Wipplinger - seine Körpermasse nutzend - ins Unterholz. Nahezu undurchdringliche Brombeersträucher bei gleichzeitiger 70 prozentiger Steigung wurden dem Erdboden gleichgemacht - eine Spur der Verwüstung zieht sich nun durchs Land. Wer diese genauer untersucht, wird viel Blut finden.
Weinend durchbrach er die letzten Brombeersträucher, stand keuchend am Bahndamm und versuchte sich - zur Sicherheit mit Handschuhen - zumindest die größten Dornen aus der Haut zu ziehen. Der vorbeidonnernde Zug wurde ignoriert. Zu groß war der Schmerz.
Das nächste Hindernis war schon in Sicht: Aufstieg 87% Steigung über ca. 5 Meter. Und das ohne Seil - dafür aber in bereits mit reichlich Schweiss gefüllten Gummistiefeln. Echter Extremsport - aber kein echtes Hindernis.
Oben angekommen fand der lange Marsch dann vor dem Loch endlich ein Ende. Noch schnell die Aussicht genossen, ein paar bereits vor Ort zensierte Videos gestaltet, und schon zwang man sich dazu, ins Loch zu schreiten.
Dass Kameradschaft manchesmal groß geschrieben wird, manifestierte sich hier in den kurz gebellten Worten Herrn Wipplingers, nachdem er den Hohlraum viel zu lange 13 Sekunden begutachtet hatte: " Schlaze draussen lassen! Am Besten generell draussen bleiben! "
Zwischendurch wurde Herr Wolfram nahe des Höhleneingangs - als er unschuldig in der Sonne entspannte - von einem wilden Uhu attackiert. Auch die Tierwelt hat sich also inzwischen gegen den CaveSeeker verschworen.
Im Loch wurde zähe Minuten darüber verhandelt, ob man den Ausflug in dieses Loch nicht lieber verheimlichen sollte - und damit auf das Ablichten des Desasters verzichten könne. Aber man kam überein, dass Spassbefahrungen eher das Thema anderer seien, und gestaltete brav die erforderlichen 16 Bildlein - die übrigens wie immer einen durchaus falschen Eindruck des Loches wiedergeben.
Als besonders herausragend empfunden wurde ein monumentaler Vogelschiss (frisch) auf Sinter (uralt). Der Uhu kehrte nach unserem Besuch auch sogleich und unbeschadet zum Scheissen in sein Loch zurück. Soviel zum Zustand des Lochs.
Kleiner Tipp an den Nachwuchshöhlengänger: Wie schon oft auf diesen Seiten erwähnt, bringt es wenig, sich Löcher anzusehen, die sich "oben" am Hang befinden. Den "oben" bedeutet "alt" - das hohlraumschaffende Wasser ist dort seit sehr langer Zeit nicht mehr vorbei gekommen. Und "alt" steht nicht nur beim Menschen für "beinahe tot", "abgegriffen" und "überall bekannt". Aus diesem Grund wurde der CaveSeekers-Feld-SiteCreator inzwischen auch mit topologischen Karten ausgestattet.
Fazit dürfte klar sein: Lieber ans nahe Meer.