In voller Montur betreten wir die Grotte des Tunnels; zunächst
um ein Eis zu essen. Jedoch zeigt sich niemand wirklich verwundert. Eine gänzlich
andere Situation, als wir den selben Plan am Vortag mit Sandalen schon einmal durchzuführen
versuchten...
Der Schlaz scheint im Gebiet um die Ardeche normale Bekleidung zu sein. Und was die Mode betrifft, sollte sich der Franzose eigentlich auskennen. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis der Schlaz zur Haute-Couture gehört. Eventuell wenn Schlaze mit großzügigen Öffnungen im Brustbereich ersonnen werden.
Bevor wir die tieferliegende Höhle betreten durften, wurden
wir eindringlichst darauf hingewiesen, dass wir die Wege nicht verlassen dürfen.
Zum Leidwesen des Franzosen jedoch auf französisch, was wir natürlich offiziell nicht
verstanden. Daran änderte auch nicht, dass dieser auf dem selbstgemalten Höhlenplan
dauernd auf Zeichen deutete, die den deutschen Einfahrtsverbotsschildern ähneln,
und dies mit den Worten "non, non, non" untermauert. Aufgrund der sichtlich großen
Mühe, die sich der Franzose hierbei macht, täuschen wir höflichst Sprachverständnis
vor.
Als äusserst ärgerlich stellte sich die blitzfeindliche Lichtversorgung
im Hohlraum heraus. Selbstredend wollten wir die Gastfreundschaft des Franzosen nicht
ein weiteres Mal ausnutzen, um ihn zu bitten, die Lichter zu dimmen, sondern drehten
die Lampenfassungen einfach selbst raus. Hinterher aber natürlich auch wieder rein.
Am schönsten Punkt der Höhle wagten wir dann den weglosen Aufstieg auf eine höhere Etage. Zum Glück entdeckte Hr. Meyer ein verborgenes Seil, mit dessen Hilfe er und Hr. Schweikert den Aufstieg bewältigten.
Währenddessen hörte man schon von weitem ein wildes Anstürmen
einer in Panik geratenen Person. Die Panik war anhand der zahlreichen Eisenstege
im gesamten Hohlraum gut zu hören. Hr. Schweikert, der noch mit der Abdeckung eines
Scheinwerfers mithilfe eines Rucksacks beschäftigt war, schafffte den Eilabstieg
nur knapp, und stürzte gerade noch am Seil herab; für Hr. Meyer blieb nicht mehr
soviel Zeit, er musste sich nach eindeutigem Fingerzeig des Hr. Wipplinger in der
oberen Etage verstecken: Der herbeigerannte, panische Franzose atmete schwer, und
sein Blick fiel sogleich auf das hängengelassene Seil und Schattenbewegungen, die
aus oberen Ebenen zu kommen schienen.
Endlich genügend Luft gerungen konnte dieser wiederum die internationalen
Beziehungen pflegen, und uns in einem langen Wortschwall unterhalten. Der genaue
Inhalt wurde uns jedch nicht klar; vermutlich weil deratige unflätige Wortwahl in
der Schule normalerweise nicht unterrichtet wird. Wir ließen uns unsere Höflickeit
jedoch nicht nehmen, und lauschten freundlich, bis dieser resigniert wieder von Dannen
zog.
Hr. Meyer berichtete noch lange von den beobachteten Schönheiten seiner Exkursion, und dass die obere Etage vermutlich der sehenswerteste Hohlraum seinen jungen Lebens war.
Nachdem wir dann im unteren Teil den ursprünglich durch eine Tür versperrten Gang erforschten, wurde unsere Gutmütigkeit dann endgültig aufgebraucht: Mit Lichtsignalen und lautem Rufen wurden wir vom Franzosen zum Rückzug gerufen.