Missionsbeschreibung -

Grotta Noe

ÖFFENTLICH
Höhle: Link zur Hohlraum-Hauptseite Grotta Noe
Mission: 477 - Das linke Links
Datum: [Donnerstag]
Zeitrahmen: 12:11-20:33 [13:59-19:57]
Nettozeit: 5:58 Stunden
Prozentsatz: 100%
Mobil: Caddy
Mannschaft: Jürgen WipplingerOliver WolframFlorian Seeleitner
Auszeichnungen:
Besprechung:

Grotta Noe - Dr. Seeleitner posierend am Abgrund.

Die kurze Anfahrt nach Italien verlief exakt so schlimm wie immer - die italienische Straßenarchitektur wurde den Helden aus Süddeutschland zum Verhängnis. Endlich auf der korrekten Autobahnspur angelangt, musste zähneknirschend mit angesehen werden, wie das Zielgebiet am KFZ vorbei zog. Die letzte Ausfahrt lag schon über 10km zurück und die nächste stand in frühestens 6km an. Wer weiß, wieviele Bunga-Bunga-Partys von dem Geld für die sieben fehlenden Ausfahrten gefeiert werden konnten...

Grotta Noe - Einbau der Umsteigestelle.

Zur Abkühlung der Gemüter wurde ein kurzer Stopp an der Küstenstraße eingelegt. Es wurden ein paar Fotos vom Meer geschossen, über die stechende Sonne gemeckert und sich über den überall umherliegenden Müll beklagt - die Stimmung stieg schlagartig. Es folgte eine verwegene Querung von ca. 4 durchgezogenen Linien und Fahrspuren, vorbei an anderen Ausländern, die rückwärts die Auffahrt zur Schnellstraße herunter rollten und ähnlich viel Spaß und Verständnis an der Straßenführung hatten. So konnte schließlich eine Landstraße erreicht werden, die dann beinahe ohne Komplikationen zum bekannten Nemec-Parkplatz führte.

Das KFZ wurde tiefenentspannt in der Nähe einer Bahnstrecke abgestellt und der Erkundungsmarsch mit GPS in der zitternden Hand eingeleitet. An den Schienen entlang, hinter einer Mauer vorbei, durch Dickicht - und schon stand man wieder auf einem fahrbaren Weg, der bis fast zum Loch führte. Die Muskeln brannten.

An einer kleinen Kreuzung führt der gut markierte Wanderweg 19 direkt zum Loch. Das Unbehagen wuchs. Aber noch konnten keine Anzeichen für echtes Müllern ausgemacht werden. Stattdessen kam es zu ersten ausgiebigen Markierungsarbeiten. Aus Angst. Aber aus Mangel an Menschenmaterial nur in drei Himmelsrichtungen.

Der Anmarsch mit fast 1.5km Länge sorgte generell für wenig Freude, insbesondere beim Gedanken an das zu schleppende Material. Verzweifelt suchte Herr Wipplinger mit seinem sonst zu nichts zu gebrauchenden und unter chronischer Akku-Schwäche leidenden Alt-iPhone über Satellitenbilder nach einer besseren Anfahrt für den Truppentransporter. So schlecht ist Apple-Maps nicht, denn tatsächlich wurde ein angenehmerer Weg entdeckt.

Zurück am Fahrzeug. Herr Seeleitner - nun mit zwei Navigationsgeräten in den Händen bemitleidenswert überfordert - stammelte hektische Richtungsanweisungen zum Fahrer, welcher dieser dankenswerterweise ignorierte, ansonsten hätte man an einigen Kreuzungen "das andere links" lautstark und physisch untermalen müssen. Stattdessen wurde auf taub geschaltet und instinktiv der richtige Waldweg angesteuert. Dort dominierte zuächst die Angst vor Steinen im hohen Gras der Mittelspur zum Parkplatz, aber man erreichte unbeschädigt und ohne Verluste den zuvor ausgemachten Abstellplatz am Weg 19.

Es folgte allgemeines angstbedingtes Trödeln. Dennoch: Unaufhaltsam rückte der Zeitpunkt des Abseilens näher. Besonders Kamerad Wolfram fiel unangenehm durch seinen Zug zum Loch auf. Hochschulabsolvent Seeleitner kombinierte hingegen seine generelle Träg- und Faulheit mit List und Tücke und legte seinen Fallgurt nicht schon am KFZ an, sondern transportierte das Material maximal umständlich mit Kiste zum Loch. Offiziell zur Schweißvermeidung - in Wahrheit aber, um sich noch ein paar mehr Chancen zum Müllern zu sichern.

Jeder Zentimeter des 130 Meter langen Seils wurde zu dritt nach Schadstellen untersucht. Auch hier bot sich keine Chance, ohne Gesichtsverlust den Rückzug anzutreten - das Seil war in tadellosem Zustand. Herr Wolfram - voller Tatendrang, denn schließlich lief die GoPro - baute das Seil schließlich ein, während Herr Wipplinger betont sachlich und ohne die sonst üblichen verbalen Tiefschläge mit Herrn Seeleitner den beruhigenden Dialog suchte - offenbar auch zur Selbsthypnose. Das mitgeführte Muffensausen wurde tatsächlich durch gut geplanten und verstandenen Ablauf gemildert.

Dann war es soweit: Herr Wolfram fuhr ab. Obwohl man sich zuvor die Anker für die Umsteigstelle von der gegenüberliegenden Seite angesehen hatte, musste nun wieder gesucht werden. Herr Wolfram hing betont lässig im Fels, während die Adleraugen der Herrn Seeleitner und Wipplinger versuchten, das Metall im Fels zu sichten und Herrn Wolfram dorthin zu lotsen. Es wurde kurz überlegt, einfach so abzufahren, was auch dem Umsteigespezialisten Seeleitner zu gefallen schien. Letztendlich konnte jedoch eine Lasche ausgemacht werden und Herr Wolfram baute eine gar vorzügliche Umsteigstelle ein. Luftig zwar, aber noch mit etwas Felskontakt.

Bange Minuten des Wartens am Rande des Lochs. Dann ein leises "Seil frei!" aus der Tiefe.

Grotta NoeDer vorher festgelegte Plan sah vor, dass Herr Seeleitner nun an der Reihe wäre - um sein Müllern zu unterbinden. Leise winselnd kroch er in Richtung Abgrund zum Seil - selbst Herr Wipplinger war ungewöhnlich still. Keine Gnade. Herr Seeleitner baute sich ein, sortierte das Material, starrte ein wenig mit leerem Blick ins Nichts, sortierte ein letztes Mal das Material und fuhr ab - auch hier lief die GoPro.

Die Umsteigstelle wurde überraschend souverän gemeistert und eine kurze Seilverschlingung später fiel ein erster zaghafter Blick nach unten. Alles taghell, riesige Dimensionen überfordern das Auge ein wenig - zum Wohle des Betrachters. Sieht gar nicht so tief aus. Vielleicht auch hier Selbsthypnose. Das Seil flutscht, die Bremshand schmerzt ein wenig, die Abfahrt hört einfach nicht auf - jetzt nur den Shunt schön nah halten, eine Blockade würde sich psychisch eher ungünstig auswirken.

Grotta NoeNach mehrminütiger Abfahrt erreichten das heiße duftende Rack und der schwitzende CaveSeeker den Schuttkegel in 70m Tiefe. Herr Wolfram ließ es sich nicht nehmen und begrüßte den Glücklichen mit einem kleinen Strauß roter Rosen. Was man nicht alles in einem Tageslichtschacht findet...

Nach dem in Slowenien unüblichen Bellen von "Seil frei" zog man sich auf eine schön gestaltete Sitzbank außerhalb des Gefahrenbereichs zurück und genoss die Umgebung - selbstverständlich immer noch ohne die Scurions eingeschaltet zu haben. Die Sonne scheint im Loch.

Grotta NoeNach einiger Zeit war ein leichtes Wackeln am Seil zu erkennen - der Versehrte begann einzuschweben. Herr Seeleitner bezog im riesigen Hauptgang Stellung, um Herrn Wipplingers Ankunft filmisch verewigen zu können. Engelsgleich erschien dieser schließlich und landete sanft auf dem bekannten Schuttkegel, wo ihn Herr Wolfram bereits erwartete. Wieder mit Blumen. Welch' Freude.

Nach gegenseitigem Bemitleiden über die erlebten Strapazen und die schmerzende Bremshand wird mit der vermeintlichen Routine - dem Erstellen von Fotos - begonnen. Neue Technologie probiert man selbstverständlich erst vor Ort aus, besonders wenn unterschiedlichste Komponenten beteiligt sind.

Immerhin bestand ausnahmsweise keine Absturzgefahr, als man dutzende Bilder lang eher erfolglos versuchte, die Blitze zur synchronen Zusammenarbeit mit der 7d zu bewegen. Eher zufällig entdeckte Herr Wipplinger dabei die Fähigkeit der DSLR auch unter widrigsten Bedingungen rauscharme Fotos zu gestalten - die Geburt der blitzlosen Hochfrequenz-Scurion-Fotografie.

Grotta NoeVon der Einrichtung her beeindruckte die Höhle nur stellenweise, dann aber richtig. Von dicken Adern durchzogene Stalaktiten, prächtige Sinterbecken und schwarzweiße Tropfsteine können durchaus überzeugen. Noch spannender waren jedoch die Ausmaße der Gänge, die Deckenhöhe und das fast allgegenwärtige Tageslicht. Selbst Handyempfang konnte am Schuttkegel vermeldet werden.

Nach Begutachtung aller relevanten Höhlenteile begann Herr Wipplinger mit dem Aufstieg. Herr Wolfram konnte sich essend, Herr Seeleitner starrend, von den Mühen des Aufsteigens ohne Wandkontakt überzeugen. Nach einer Stunde war Herr Seeleitner an der Reihe.

Grotta NoeDer Einstieg vom höchsten Punkt des Schuttkegels schien zunächst eine gute Idee, das folgende Pendeln jedoch eher weniger. Zunächst noch ohne Angst, da bodennah, schob er sich Zentimeter um Zentimeter nach oben. Es folgte die Phase der Angst, jetzt weit über dem Boden. Diese konnte durch ausgiebiges Betrachten der Schachtwand mit ihren Felsriegeln und den zahlreichen Farnen in Schach gehalten werden. Schließlich folgte wieder eine Phase der Sorglosigkeit, ein Absturz hätte schließlich zum sicheren, schnellen und schmerzfreien Tod geführt.

Mit derart klarem Kopf war auch die Umsteigstelle kein Problem und bei fortgeschrittener Dämmerung konnte "Seil frei" geschrieen werden. Während Herr Wolfram aufseilte, wurde das meiste Material bereits zum Fahrzeug verbracht und die trockene Kehle mit etwas zuckerhaltiger Flüssigkeit befeuchtet.

Grotta NoeHerr Wolfram erreichte schließlich in völliger Dunkelheit die Oberfläche und man konnte die Heimreise antreten. Diese verlief im Gegensatz zur katastrophalen Anreise sogar besonders katastrophal. Nach dutzenden Kilometern rund um Triest ohne Ausfahrt fand man sich im nicht enden wollenen Industriegebiet und musste sich über winzigste Bergstraßen und engste Dorfgassen nach Slowenien vorkämpfen.

Italien ist nicht viel mehr als Pizza. Und Höhlen.

Erzeuger: Autor: Florian SeeleitnerAutor: Jürgen WipplingerOrganisation: Oliver WolframBilder: Jürgen WipplingerBildassistenz: Oliver WolframBildassistenz: Florian SeeleitnerAnfahrt: Jürgen Wipplinger 29.10.2013 - 22:14:16
Speläotheme: Stalagmit [ ]
Palmenstammstalagmit [ ]
Sinterbecken [ ]
Knöpfchensinter [ ]
Halle [ ]
Kristall [ ]
Tonnengewölbe [ ]
Lebensformen: Mensch [ ]
Bilder: Grotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta NoeGrotta Noe - Slowenischer Glitzer an italienischem Sinterbecken.Grotta NoeGrotta Noe - Brustsinter.