Perfekter Schnee fällt vom Himmel. Herab auf baufällige Behausungen aus dem 18. Jahrhundert - genauso wie auf Fahrzeuge mit deutschen Nachkriegsnummernschildern. Eigentlich beinahe schön. Nur leider behindert der Schnee die Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge: Die Löcher Frankreichs.
Unterstützt durch die zweifelhaften Hinweise eines Eingeborenen parkten die Fahrzeuge nach einer Irrfahrt über verschneite Wiesen und Felder im rechten Winkel direkt vor einem Kuhlstall. Die Szene wurde von dem intensiven Geruch dominiert, der von viele Monate altem Katzen-Urin verströmt wird, welcher sein Zuhause in einem zerfetzten Schlaz gefunden hatte. So versuchte man sich - angetrieben durch extreme Kälte, schlimmem Schneefall, und dem Geruch einer ungleichen Mischung aus Kuhkot und Katzenurin - möglichst schnell umzuziehen, um Linderung im Loch zu finden.
Die Warnungen an einem Schild vor dem Loch "... you must be in a good physical shape ... you must be insured against cave exploration accidents ..." wurden zunächst unter Aufbietung all unserer Französischkenntnisse übersetzt, und dann als irrelvant verworfen.
Der erste Versuch, das 50m Seil sicher anzubringen stieß auf wenig Vertrauen der zitternden Kameradschaft. Ähnliches geschah beim zweiten und dritten Versuch - bis schließlich Knoten Vier allgemeine Zustimmung fand. Vermutlich primär bedingt durch die erbarmungslose Kälte im Schnee.
Wenige Minuten später versammelte man sich, um die ersten Fotos zu gestalten. Einige waren begeistert ob der großen Sinterformen - anderen schlief bei deren Anblick bereits das Gesicht ein: Alles tot. Aus Verzweiflung wurde ein lebender Sinterhaufen 55-mal abgelichtet - schließlich müssen mindestens 16 Bilder her.
Anschließend der Abstieg über ein großes Geröllfeld in eine rießige Halle. Für Scurionhelden gerade noch ausleuchtbar. Der hier vorgefundene Sinter nahm dann zwei Stunden in Anspruch. In seltener Harmonie stolperten während dieser Zeit die Blitzschlampen viele Kilometer zwischen den Tropfsteinen und Sinterbecken umher. Man gab alles für die Sache.
Dann folgten mehrere Stunden der traurigen Suche nach einer beschissenen Schweizer Halle. Bis zum Schluss war man sich nicht darüber im Klaren, dass man einen Großteil der Zeit gerade in dieser beschissenen Halle verbracht hatte. Kein Sinter, keine Freude - nur Alfelder Windloch. Als man schließlich entschieden hatte, lieber weiter ins Loch einzufahren, folgte der langsamste 25m-durch-Geröll-Abstieg der Nach - -Ära. Ein magisches Arendt-Knoten-Seil forderte von den Kameraden Bunk und Klampfl alles ab. Es musste mindestens eine Stunde gedauert haben, all diese Knoten in das Seil zu gestalten. Danach verlor sich der Kontakt zwischen dem Bodenspähtrupp Bunk und dem Rest der Gesellschaft.
Schon wurde von oben versucht, das Arendt-Knoten-Seil wieder einzuholen - Herr Bunk war bereits abgeschrieben - als das Knoten-Seil sich einfach nicht einholen ließ. Es hatte sich in der Zwischenzeit wieder zu einem einzigen großen Knoten verwandelt, und sich in einer Spalte verfangen. Also blieb nichts anderes übrig, als abzufahren. Einem engen Schluf im 30° Winkel 15 Meter nach unten folgend, fanden wir uns in der zweiten Tropfsteinhalle - hier hatte sich Herr Bunk festgesehen. Verständlich.
Also nochmal alle Blitze verteilt und in nur wenigen Minuten die Halle drei- bis viermal fotografiert. Zwei Fortsetzungen wurden absichtlich übersehen, und man entschied auf "altersbedingten Rückzug". Ein Red Bull später stand man unter dem Eingangsschacht. Das Seil hing noch dort. Der Franzose schneidet Seile also nicht bei extremer Kälte ab. Schön.
Ein einsamer Wipplinger stand dann eine Stunde im Dunkel, frohr und erzeugte, um dem Erfrierungstod zu entgehen, zahlreiche unbrauchbare Bilder des Eingangsbereichs - wer diese für schlechte Web-Seiten braucht, soll sich melden - während der Rest seine müden Körper langsam den 30cm Neuschnee entgegenzog.
Fazit: Schön.