Die Angst war groß - die Angst, für immer im Loch verbleiben zu müssen, weil der Ausstieg hermetisch mit dem Kameraden verplombt ist. Und diese Angst war berechtigt - hatte der Kamerad doch bereits am Vortag für reichlich Leerlauf bei den Leidenden gesorgt - und das ganz ohne Engstelle. Und der Eingang zum Loch wurde sehr schnell der Kategorie " echte Engstelle " zugeordnet.
So bestand die Einsatzgruppe aus drei ängstlichen Untergruppen:
- Die, die vor dem Kameraden einschluften, weil sie befürchteten, der Kamerad würde schon beim Einfahren steckenbleiben und sie so daran hindern, den Hohlraum zu inspizieren. Den Mitgliedern dieser Gruppe ist der Besuch des Hohlraums wichtiger als ihr eigenes Leben.
- Dem Kameraden selbst.
- Die, die nach dem Kameraden einschluften, weil sie befürchteten, der Kamerad würde schon beim Einfahren steckenbleiben und sie so daran hindern, den Hohlraum wieder zu verlassen. Die Mitglieder dieser ängstlichen Gruppe sind beim , sind oder vielleicht auch beides.
Bedingt durch die wipplingersche Gewalt-Scurion durchlebten die restlichen drei Scurion-Träger wieder einmal, was es bedeutet, neben einer echten Heldenhelmleuchte herumzufunzeln: schlechte Sicht in drei Himmelsrichtungen. Die drei nicht-Scurion-Helden standen gänzlich im Dunkeln und bewegten sich nur noch, wenn sie zufällig in einen fremden Lichtkegel gerieten - wenn auch nur, um schnell die Hände vor das eigene Gesicht zu reißen, um ihr Augenlicht zu retten.
Die Lichtkegel brannten über lebende und stellenweise arg tote Topfsteine. Auf dem Weg hing filziges Haar von der Decke. In krummen Formen wand es sich von der Decke und der Seite der Höhlenwand. Erst beim Nähertreten offenbarte die Form ihre wahre Natur. Die Helden sahen Stalagtiten wildester Form. Noch beim Abendessen wurde Herr Wipplinger ihretwegen von wilden Phantasien verfolgt.
Einige Meter nach der einzigen "Engstelle" - nachdem der Gang wieder zu seiner riesigen Dimension gefunden hat - wurde der Weg schlammig und ein wenig glatt. Herr Konopac warf einige Steinbrocken in den kurzen Sumpf um die Stiefel sauber zu halten. Der nachfolgende Tropfstein sollte so unverdreckt wie möglich bleiben. Rechterhand tat sich ein Schlund von wenigstens 20 Metern Tiefe auf, welcher durch Lehm- und Steinwürfe ausgelotet wurde. Gern hätte Herr die anwesende Studentenschaft ebenfalls hinabgeworfen - um wieder Ruhe im Hohlraum zu schaffen. Tapfer folgte er dennoch deren frenetischem Geschrei zum Ende der Höhle.
Am riesigen schneckenförmigen Endsteintropf angekommen, drängte Herr Konopac zum baldigen Aufbruch - er hatte die zahlreichen Leiden der anstehenden Fotoorgie vor Augen. Herr Wipplinger würde keinen Tropfstein auslassen und die Studenten würden alles noch viel besser machen. Gemütlich ging er mit Frau Bartos nach draußen, die beiden fuhren nach Kozina zum Shoppen und dann wieder zurück, legten sich zur Erholung in den zeckendurchseuchten Wald und warteten.
Nach langem Warten - etwa 3 Stunden waren vergangen - kam Herr Sturm aus dem Loch. Er berichtete, dass die Bilderstellung noch andauerte. Er hätte etwa bei der Hälfte der Stecke das Warten aufgegeben. Es wurde noch länger gewartet. Die Nacht brach herein und dicke Maikäfer umschwirrten die kleinen Lichter der Wartenden.
Als endlich alle Gesichter - teilweise stark verschwitzt - wieder an den Fahrzeugen standen, erinnerte sich Dr. Wipplinger düster, sämtliche Wertsachen am Höhleneingang zurückgelassen zu haben - gesammelt in einer unscheinbaren Tüte, die selbst nochmals vergraben wurde. Tradition ist wichtig.
Beste Voraussetzungen also, eine andere Person zur Bergung zurück zum Loch zu schicken.
Dieser vertrauenswürdigen Person musste natürlich zunächst in einem halbstündigen Monolog die genaue Lage der Tüte erläutert werden. So wurde schließlich Frau Bartos auserwählt und sehenden Auges trotz der zu erwartenden Probleme "Dunkelheit, Orientierung, Frau" zurück zum Eingang geschickt. Es dauerte nur wenige Minuten, bis sich einer der müden CaveSeekers aufrappelte um Frau Bartos hinterherzurufen, dass sie in die falsche Richtung unterwegs wäre.
Als bei den ersten Wartenden schon der Verdacht auf Verwesung einsetzte, schwärmten einige Sorgen-vortäuschende Kameraden aus, um Frau Bartos zu lokalisieren und zurückzuleiten.
In Wahrheit wurde die Zeit für ausgiebige Reviermarkierungsarbeiten genutzt - bei denen zufällig Frau Bartos' Licht durch den Wald erkennbar wurde. Durch lautes Geschrei und zahlreiche Scurion-Leitstrahlen gelang es nach einer kurzen Stunde Frau Bartos - nun noch mehr verschwitzt und mit noch mehr Zecken besetzt - zurück bei den Automobilen in Empfang zu nehmen.