Das Gähnen war groß. Nicht erst am
Loch, sondern schon ca. 2h vorher beim schwäbischen Schnitzel, welches in einer Grabenstettener
Lokalität einverleibt worden ware. Dieser Art von schwerer schwäbischer Kost nicht
wirklich gewachsen, wurde der Weg zum Himmelsfelsenschacht nur unter Murren angetreten.
Das Gähnen wurde größer, als man sich durch den schwäbischen Feiertagsverkehr schlug - hunderte gläubige Schwaben waren auf dem Weg von oder zur Kirche oder Moschee, um dort Ablass für ihre zahlreichen Spätzle zu erbetteln, welche vermutlich sogar unkoscher hergestellt worden waren.
Unter Vorgabe einer deutlich zu kurzen
Wegzeit konnte der Eingeborene Herr W. (welcher aufgrund datenschutztechnischer Paranoia
hier ungenannt bleiben möchte [in Ermangelung eines örtlichen Fledermausschutzbeauftragten,
gab man sich für diese Mission auch mit einem örtlichen Datenschutzbeauftragten zufrieden]
) die Kameraden aber doch noch zum Anstieg zum Himmelsfelsenschacht bewegen.
In der Zielregion angekommen wurde schnell noch ein Red Bull gedrückt, und sich dann in der Kälte des hereinbrechenden Winters in die Schlaze gezwängt. Plötzlich mussten zahlreiche fränkische Gehirne eine Ansprache unseres schwäbischen Kameradens übersetzen. Das Ergebniss lautete in etwa so: " Etz meihmer do am Berch nauf. Ungefähr 200 Höhenmeder auf zwanzg Minuttn. ".
Einige Millisekunden später war allen
klar, dass trotz massivem Schnitzelverzehr vermutlich ein erhebliches Energiedefizit
von dieser Mission in Erinnerung bleiben wird. Und so war es dann auch. Vorher aber
lachten uns zahlreiche vorbeigehende Passanten einfach aus.
Zunächst schlug man sich erstaunlich Tapfer den Berg hinauf. Bei Erreichen des Schachtzustiegs überfiel Herrn Wipplinger dann das allzu gut bekannte Gefühl der bleiernen Schwere, was ihn dazu bewog, sich auf der zweiten kleinen Stufe im Eingangsbereich neben dem gähnendem Abgrund niederzulegen und dem imperativen Verdauungsschlafdrang nachzugeben, während Herr Müller - seineszeichens ausgebildeter Chefeinbauer - sich ans Einbauen des Seils machte. Dabei fühlte er sich von den zeitgleichen aufrührerischen Ansprachen des müden Herrn Wipplingers so stark erregt, dass Zorn in ihm aufbrandete. Nach ein paar reinigenden Kraftausdrücken, ging die Ansprache weiter - genauso wie das Einseilen. Beim Wiederaufstieg musste festgestellt werden, dass der Hauptkarabiner genauso vorbildlich wie der gesamte Einbau angebracht worden war. Nur verschlossen war er nicht. Seileinbau unter Stress und während Fremdvorträgen muss noch ein wenig geübt werden. Was wäre wohl passiert, wenn nicht statt eines Vortrages , eine Verkündung stattgefunden hätte? Nicht auszudenken.
Blitzschnell war die Vorhut am Schachtboden,
kämpfte kurz mit herabfallendem Gestein, erfreute sich am lauten Krachen weiterer
heruntersausenden Steinbrocken und seilte weiter ab. Die Freude war allerdings nur
von kurzer Dauer, da es nun an Herrn Müller war, über starkes Unwohlsein zu klagen.
Der Nachhut war auch unwohl, und stellte umgehend fest, dass es im Loch nichts zu
fotografieren gab. Selbst unsere berüchtigte Kreativität konnte nichts retten. Der
mitgebrachte Zerstäuber wurde wieder eingepackt. Immerhin konnte ein wenig in orgiastischen
postzelluloiden Bildgebungstiraden geschwelgt werden, bei der immerhin ein
fast anständiges Schachtfoto entstand.
Zwischenzeitlich musste Herrn Müller die psychologische Betreuung Herrn W. über sich ergehen lassen, welcher von starkem Steinschlag ebenfalls sehr zermürbt war. Als beiden klar war, dass es nichts zu retten gab, wurde fluchtartig die Lokalität verlassen.
Zu bereits zu über neunzig Prozent
verstorben erreichte Herr Wipplinger nach anstrengenden Stunden des Aufstiegs die
Oberfläche, wurde kurz ausgelacht und begann mit weichen Knie den Abstieg zum Fahrzeug.
Dort packten drei Protagonisten drei Stunden lang den Koffer mit allerlei schlimmen
Sachen, wobei selbst Herr Härtl kurz seine Depressionen vergaß.
Fazit: Dem begeisterten Selbstquäler drängt sich dieses Loch geradezu auf. Man seilt ab, schwitzt, schwebt permanent in Lebensgefahr, seilt auf, und sieht nichts von Belang. Dazu kommt noch ein nahezu alpiner Zustieg - alles was man braucht. Schlimmer ist eigentlich nur eine Fahrt mit der Nürnberger U-Bahn in Richtung Fürth.