Über viele Stunden hinweg lag der Autor regungslos auf einer Straße nahe des Lochs und beobachtete das Wenige, das zu beobachten war: Menschen in Kasparkostümen, die betont ruhig ihre SRT Ausrüstung zuerst zusammensuchten, diese danach seelenruhig nach Fehlern überprüfte, und sie dann doch tatsächlich versuchten anzulegen. Zunächst noch zweifelnd, doch dann immer vorsichtiger.
Mehrere Fiasken später - einige waren kopflos in den falschen Schacht abgeseilt, einer war damit überfordert eine Mickey Maus zu binden und einer schwitzte die zwei Flaschen Rotwein vom Vortag in 15 Minuten über die Kopfhaut wieder aus - befand man sich zweimal 30 Meter tiefer im Loch. Zunächst war alles weitgehend im Normbereich. Zwar regte ein etwas größerer See zur Freude an - auch der eine oder andere Tropfstein war zu begutachten. Aber schnell stand fest, das hier eigentlich schon wieder Schluss sein sollte. Doch dann ...
... endlich ein Schluf! Der erste Schluf des schon recht betagten Jahres. Immer nur riesige Hallen. Immer nur Höhleneingänge mit Türen oder gar mit Leitern. Immer nur 10 Meter hohe frische Stalagmiten. Das Leiden ging zu Ende und wurde abgelöst von erhöhtem Puls und von Kleingruppenzwang.
Doch die Freude währte nur kurz, denn man vernahm die Worte '... zuerst eng und dann weiter hinten noch enger ... keine Chance ...' aus dem Off.
Allerdings vermittelte der Schluf nicht wirklich den Eindruck tatsächlich zu eng zu sein. Und so schob sich Herr Wipplinger vorwärts. Alle antrainierten Reflexe - allen voran der Reflex immer erst Dickere durch Engstellen zu dirigieren, um diese mit diebischer Freude beim Leiden zu beobachten - verwerfend, kroch er ein. Und - es gelang! Selbst Herr Warnick - seineszeichens ein stellenweise großer Mann - drückte sich ohne die gewohnten Weinkrämpfe tiefer ins Loch.
Die Nachricht "Die haben hier gebohrt - das Loch ist geräumig!" führte unverständlicherweise nicht zum Wiederanschluss der Restmannschaft. Und so stampfte man nur noch zu zweit weiter ins Loch.
Über fette Sinterbecken, durch zwei Engstellen, über ein paar Lehmbänke und schon war für den Trockenhöhlenfreund kein Weiterkommen. Offenbar wird/wurde im Wasser mit Ehre gegraben - leider wurde das Wasser stehengelassen. Hier hätte mit ein wenig Rücksicht die Reise noch nicht zuende sein müssen.
Der Weg zurück war - wie immer - davon geprägt, das eine oder andere Bildlein zu erstellen. Und wieder überraschte Herr Warnick mit ungewohnter Dynamik und Motivation.
Als die teilweise Heimholung der Restmannschaft auf dem Rückweg geglückt war, weitete sich die Freude der Blitzschlampen an der Bildgestaltung noch weiter aus. Wipplinger perplex. Selbst Frösche wurden abgelichtet. Bis zu 20 mal.
Beim Aufseilen kam es zunächst zu einem kleineren Fiasko mit reichlich Tränen und im Anschluss daran zu einem größeren Fiasko mit noch mehr Tränen. Das alles unter den wachsamen Ohren Herrn Wipplingers, welcher zu Handlungsunfähigkeit verdammt am Schachtboden den Geräuschen lauschen musste. Als Trost im Dunkel diente eine vor den Kameraden versteckt eingebrachte Dose Red Bull.
Fazit: Diese Mission wird als eine Besondere in Erinnerung bleiben. Wegen der vielen Tränen. Darum auch "zu früh geheult" - weil das Weinen wegen des Einseilens ins falsche Loch von dem Weinen beim Aufseilen aus dem richtigen Loch übertroffen wurde. Schön!