Wie immer, wenn der Weg nach Baden-Württemberg führt, herrschte zunächst Depression. Depression am Abend davor, schlimme Depression kurz vor dem Erheben aus dem Bett, und natürlich Depression beim ersten Kontakt mit dem Frost.
Vorgabe für diese Mission war folgende: Entspanntes Vordringen bis zum totalen Krampf am Abzugsfinger - oder alternativ bis ein Gigabyte verschossen wurde und somit mitgeführte Speicherkapaziät erschöpft sei. Denn bis zum heutigen Tag existieren genau keine anständigen Bilder der Falkensteiner Höhle im Netz - allen echten Höhlenforschern zum Trotz.
So motiviert blies Herr Müller zur Mission und ein paar Gesichter kamen. Er selbst war schon ein paar Tage vorher aus familiären Gründen nach Baden-Württemberg gereist und hatte es somit nur entspannte 20 Minuten zum Hohlraum. Die Fraktion aus Franken brauchte noch ihren Doppelwhopper, Herr Müller sein Asprin und so fand sich das Kollektiv vereint genau 45 Minuten zu spät am Parkplatz ein.
Wieder Erwarten fanden sich dort keine Reisebusse und auch keine Fahrzuege von anderen hilflosen Befahrungsgruppen: Der Parkplatz war einfach leer - und wie immer kalt.
So konnten die Ranzen geschmeidig in die Neos gequetscht werden, ohne die neidischen Blicke anderer Menschen ertragen zu müssen. Die CaveSeekers-Aufnäher glänzten frostig im Sonnenlicht, die erste Neoprensocke fror am Boden fest.
Der Blick in den Tümpel hinterm Parkplatz verriet den Profis, dass nicht wirklich viel Wasser im Loch zu erwarten war. Und so war es dann auch. Kein Tropfen Wasser rann aus dem Loch. Plötzlich was sie wieder da: Die während der Anfahrt durch viel Red Bull unterdrückte Depression. Der Vorschlag des Herrn Wipplinger, einfach den nächsten Burger King anzufahren, wurde jedoch beinahe einstimmig abgelehnt und man schlurfte weiter voran.
Nachdem die ersten paar hundert Meter geschafft waren, verflog auch die Depression und Herrn Wipplingers Mund entfleuchte doch das eine oder andere weihnachtliche Frohlocken ob der gemachten Bilder. Durch das fotobedingte, langsame Vorrücken kam in den ersten dreissig Minuten ein bischen Kälte an den Zehen zustande. Zumindest bei einem der Kameraden, die anderen beiden wurden von Herrn Wipplinger durch Blitzschlampendienste in Bewegung und somit warm gehalten.
So watschelte man genussvoll bis zum ersten Siphon. Herr Härtl und Müller, noch nie in einer anständigen wasserführenden Höhle gewesen, wurden vom guten alten Petrus (der angeblich das Wetter macht) geschont, da sich der Luftspalt im Siphon als sehr hoch und somit der Siphon als leicht zu überwinden herausstellte. Es wurde jedoch festgestellt, dass die Gesichter von Herrn Wipplinger und Müller nicht kompatibel sind und somit letzterer lieber selbst mal eine eigene Tauchermaske organisieren sollte, wenn er kein Wasser in der Nase haben möchte.
Es wurde ohne weitere Zwischenfälle in grob geschätzten fünf Stunden bis ca. 100 Meter hinter dem "Krokodil" geschritten. Hier jedoch war die Speicherkarte gefüllt und somit wurde der Rückweg eingeleitet. Jetzt stellte man dann fest, dass dieser auch in ungefähr 35 Minuten zu schaffen ist, wenn man eben mal nicht fotografiert und nicht ständig in den Neo pinkelt.
Nach dem Auskriechen wurde dann in Anbetracht der am Parkplatz herrschenden Temperaturen das Entneopreenisieren mit erhöhter Hektik vollführt. Hierbei fror die Neoprensocke ein zweites Mal und der nackte Fuß erstmalig am Boden fest.
Das obligatorische schwäbische Schnitzel wurde dann in einer nahegelegenen Wirtschaft von einer reizenden einheimischen Bedienung serviert.
Fazit: Die nächste Fotosafari in die Falkensteinerhöhle startet 100 Meter hinter dem Krokodil und endet nach einem weiteren GigaByte. Hier stellt sich aber gerade zur Weihnachtszeit die Frage, warum Jesus die schwäbische Alb nach Baden-Württemberg gezaubert hat, und nicht - der Einfachkeit halber - irgendwo hinter Nürnberg. Dann wäre die An und Abreise nicht so beschwerlich.