Diese Episode der CaveSeekers-Serie wird dem langhaarigen Waldläufer gewidmet, der uns beim Ausstieg aus dem Loch empfing. In Jogginghose und Wollpulli stand er da, verharrte kurz, sprang dann ohne Stirnlampe schwungvoll in den Höhleneingang, um nach ein paar Minuten wieder heraufzuklettern. Kommissar NullNullSchneider würde vermutlich sagen "mhhh, geheimnisvoll, geheimnisvoll". Wir haben dagegen eine andere Vermutung. Doch die wird erst am Ende des Textes geäußert, um den Spannungsbogen bis auf's Äußerste zu dingsen.
Zurück zum Anfang. Zunächst wurde auf kleinsten
Wegen und Feldwegen versucht, um den besagten Steinbruch herumzumanövrieren. Erst
nach Begehung des Areals und Begutachtung der "Zugang verboten"-Schilder wurde klar
- man muss nach Norden. Dort erwartet den überraschten CaveSeeker sogar ein frisches
Hinweisschild zur Höhle. Schnell wurde das Equipment zusammengepackt und die Arbeitskleidung
angelegt - Zeitdruck pur. Zunächst folgt man dem Feldweg, dann nach einem weiteren
Schild einen Pfad den Hang hinauf, dann in einem alten Bachbett entlang. Der Weg
wird immer steiler, man kämpft sich durchs Unterholz und über felsige Stufen. Irgendwann,
kurz vor Ende der Motivation, erreicht man die fest installierten Handseile, die
die letzten 15m Aufstieg zum großen Eingang kennzeichnen. Etwas außer Atem wurden
am großzügig dimensionierten Einstieg die Schleifsäcke gepackt und nicht benötigte
Wertsachen im Rucksack verstaut. Endlich Einfahrt.
Selbst Herr Seeleitner meisterte die fast
2m hohe Stufe am Anfang ohne Seileinbau und man kam zügig voran. Die Höhle war in
trockenem Zustand, so war auch die erste Abkletterstelle über eine schräge Platte
nicht allzu problematisch. Dann der erste Schreck: ein Siphon - mit Wasser drin.
Aber freundliche Menschen hatten aus dicken Ästen und kleinen Baumstämmen eine Behelfsbrücke
gebaut, über die es zu robben galt - Deckenhöhe 40cm. Die Hölzer wollten jedoch nicht
in ihrer zugedachten Position verharren, so tauchten immer wieder diverse Körperteile
ins kühle Nass.
Dahinter robbt man weiter eine lehmige Schräge nach oben und erreicht bald wieder größere Bereiche, die auch erste Fotos möglich machten. Im weiteren Verlauf hat der Autor (Gruß an den Autor der vorherigen Mission) kaum mehr Erinnerungen an den Gangverlauf. Nur soviel: es bleibt abwechslungsreich. Enge Schlufe und größere Teile wechseln sich ab, es gibt einige Verzweigungen, die man aber relativ schnell erkundet und als Blindgänge oder Parallelgänge identifiziert hat. Und: es geht hauptsächlich nach oben.
Schließlich erreicht man (wiedermal kriechend)
das Tor - und frägt sich verwundert, wie es seinen Trägern wohl ergangen
sein mag, als sie es stundenlang durch die unwegsamen Gefilde bis hierhin geschleppt
haben. Dahinter geht es wieder eng und bergauf weiter, über eine sehr glatte und
schön gewundende Bahn (kriechend oder im Spinnengang) in eine ziemlich große Halle.
An ihrem Ende winkt ein Sinterparadies, wie es der bisherige karge Charakter kaum
vermuten ließ. Es wurde ausgiebigst fotogafiert, die Wasserspiele über die Sinterbecken
auch als Video festgehalten.
Ein etwas mulmiges Gefühl machte sich breit,
sollte die bis dahin recht trockene Höhle nun zu einem feuchtfröhlichen Lehmloch
mutieren? Man seilte sich die Wasserstrecke entlang ab (25m), doch das Wasser versickerte
irgendwo und am Ende stand man wieder in einer trockenen Halle - das Glucksen und
Rauschen war aber noch vernehmbar. In großen Dimensionen ging es weiter bergab bis
man an der Mauer stand. Man kraxelte nach unten und überlegte im
Sandsiphon was zu tun sei. In Anbetracht des herrschenden Zeitdrucks entschied man
sich für den geordneten Rückzug - das Wissen verdrängend, dass es dahinter erst richtig
schön werden soll. Es sei noch erwähnt, dass etwa 20m vor der Sandmauer ein enges
Loch in der Wand ist. Daraus ist ziemlich lautes Wasserrauschen zu vernehmen und
Karbidspuren an seiner Decke weisen auf Befahrungen hin. Sollte hier eine gemütlichere
Umgehung des Sandsiphons existieren?
Nachdem man wieder am Sinterfall angekommen
war, ging es flott zurück zum Ausgang - abwärts schlufen und rutschen spart enorm
viel Zeit. Da nichts mehr erkundet werden musste und auch alles Vorzeigbare abgelichtet
war, schaffte man es in etwa dem Drittel der Zeit des Hinwegs zurück ans Tageslicht.
Auch Herrn Seeleitner gelang es irgendwann, die Eingangsstufe zu erklimmen - und
dort traf man auf den Waldläufer. Er schien ebenso irritiert wie wir, dass man sich
hier etwas abseits geteerter Straßen so einfach trifft. Doch er verschwand schnell
im Loch und wir packten unsere Gerätschaften um. Gerade als man abmarschbereit war,
stieg der Langhaarige wieder aus dem Loch - und man fiel und stolperte gemeinsam
den Berg nach unten.
Obwohl er sich der englischen Sprache verweigerte, vermittelte er ein sonderbares Verhalten. Man war froh, während der Befahrung seinen Wertsachen-Rucksack zumindest so weit ins Loch mitgenommen zu habenm, dass er ohne Licht nicht auffindbar war. Unterstellung: Kundschafter für Raubzüge, angelockt durch parkende ausländische Autos am Wegesrand.
Fazit: ein Loch das Spaß macht, eine zweite Befahrung würde auch viel schneller gehen. Man würde gerne nochmal kommen - mit einem Tresor.