Die Sonne steht bereits hoch am Himmel - doch gefühlt steht die Uhr noch auf "unmenschlich früh". Man hatte bereits im Café gesessen und traditionsgemäß die aktuelle Schlagzeile des Tages erspäht: "Dobro Voljo" - plus weiterem ebenfalls uninterpretierbaren Text. Damit war der Tarnname für das Loch vom Vortag gefunden und mithin ein wichtiger Teil der heutigen Aufgaben erledigt. Missions- und Lochnamensfindung nimmt immer wieder sehr viel Zeit in Anspruch.
Weitere Stunden später befindet man sich auf einem steil aufwärts führenden Feldweg der 481 Meter vor der "cave connected to the cave in the tunnel" jäh an einem Tor endet. Im Fahrzeug herrscht Verzweiflung. Über einen 2 Meter hohen Zaun und dann noch 481 Meter quer durch die völlig verwachsene Vegetation - da steigt man lieber gar nicht erst aus. Ohne Worte ist sofort klar was kommt.
Rückwärts wird den Berg hinuntergerollt und durch Herrn Konopac eine andere - weniger direkte - Wegfindungstaktik angewandt: Links, links, links und zwar solange, bis die Zielkoordinate eingekreist ist und man sich auf eine gangbare Entfernung angenähert hat.
Dazu schrammt man an Bewuchs entlang und folgt einem holprigen Pfad - zunächst auf ein wunderbares Stück Wiese mitten im zugewachsenen Karst. Die Wiese ist die Gelegenheit das Groß-KFZ zu wenden, denn die maximale Annäherung an das Ziel mit weniger als 119 Meter liegt schon mehrere Meter zurück. Mathematisch fast an der Stelle, wo die Normale durch den Höhleneingang den Fahrweg durchschneidet, stoppt das Fahrzeug. Es steht im hohen Gras und im Halbschatten üppigen Baumbestandes etwas außerhalb des Pfades. Die Hunde springen - riechend aber dennoch freudig - aus dem KFZ und kotieren - hier muss volle Absicht unterstellt werden - exakt an die Stelle, an die Herr Wipplinger seine erprobte Einsatztonne stellen will.
Frau Bartos entschärft die Situation mit einer Hundekottüte. Schließlich hat man eine gemeinsame Bestimmung zu erfüllen: Ablichtung der Autobahnhöhle, zumindest eines Teils oberhalb einer Autobahn, welche im Berg in einem Tunnel verläuft. Es existiert eine weitere Koordinate, scheinbar nahe, welche allerdings nur aus dem Tunnel erreichbar ist. Der streng geheime Plan: Vortäuschen einer Reifenpanne und Blockieren der Fahrspur. Oder aber man muss auf Wartungsarbeiten hoffen - so zumindest die Meinung unseres . Die weiteren Informationen: Die Höhle hat einen 10 Meter tiefen Eingangsschacht, keine weitere spezielle Ausrüstung nötig.
Das kürzeste vorhandene Seil ist 35 Meter lang. Zu lang und zu schwer für 10 Meter Schacht entscheidet Herr Konopac. Endlich die Gelegenheit alte Kletter- und Statikseilstummel zum Einsatz zu bringen. Das noch für brauchbar befundene Material aus dem letzten Jahrtausend hat immerhin 14 und 18 Meter Länge. Ein Kletterseilrest als Bandschlingenersatz und ein Statikseil für den Schacht. In Ermangelung von Bäumen mit kräftigen Stamm könnte extra viel Strauchwerk herhalten. Die verbalen Kraftschläge Herrn Wipplingers stossen auf taube Ohren - denn mit 3 Metern Seil werden auch 0,25 kg Masse, die zu bewegen wären, eingespart - man ist alt!
Die nun noch höher stehende Sonne hilft Pfade zu finden - wohl von wilden Tieren -, die mehrfach wechselnd, aber ohne übermäßig dornigem Gestrüpp direkt an das Loch im Boden führen.
Schnell wird das Seil eingebaut, und die 18 Meter reichen vom Schachtrand exakt nicht zum Boden. Die nun entbrennende Diskussion zum Thema Seileinbau wird von Herrn Konopac mit einer Frage beendet: Wer geht zum Auto?. Erwartungsgemäß wird in dieser aussichtslosen Lage - trotz schlimmster Angstszenarien - eine Seilverlängerung geknüpft und das obere Seil, das Kletterseil, als Sicherung von einem richtigen Baum über den schrägen Dolinenrand bis zum Schacht geführt. Dort findet sich ein Spit, der als Umsteigstelle und Statikseilbefestigung dient. Besser geht es nicht - allen Schwarzmalern zum Trotz. Wenngleich ein solcher Schwarzmaler mit allem Recht durchaus einwenden hätte können: "Doch. Nämlich richtig."
ist der erste unten am Schutthaufen, Herr Konopac, Herr Wipplinger und Frau Bartos folgen. Es findet sich nichts Ansehnliches - zunächst. Denn es geht steil eine Schuttreißn hinunter, die auch exakt so befahren werden kann. Jeder Schritt löst eine kleine Steinlawine. Herr Wipplinger gleitet behende aber unsachkundig mit dem Hintern auf der Steinlawine dahin und erlebt ein angenehmes Gefühl im Schrittbereich. Dies mag als Hinweis auf die Härte der zum Einsatz mitgebrachten Eier gelten, keine Schmerzen - keine Schmerzen. Statt dessen flüssiger Stein bis etwa 25 Höhenmeter tiefer ein großer Stalakmit die Fahrt unterbricht. Ein 3 Meter hoher, blauer, wunderbar glitzernder, lebendiger "Steintropf". Frau Bartos und Herr Konopac bevorzugen die alpine Methode des Abfahrens, werden aber ebenfalls durch den Stein gestoppt. Es ändert sich der Charakter der Höhle, nunmehr kein Schutt mehr, sondern im stetig weiter abwärts strebenden Gang wechselnde Formationen, teils auch sehr schön anzusehen, insbesondere in unerreichbarer Höhe.
Zwei Bückstellen über Sinterbäuche unterbrechen den ansonsten hohen Gangverlauf. Vereinzelte schmale und sehr hohe Stalagmiten stehen im Gangzentrum. Bislang findet sich nichts, was nun besonders herausragend ist - doch etwas stört die übliche Ruhe. LKW-Lärm durchdringt die sonst in Höhlen mögliche Stille, deutlich kann Lärm der Autobahn vernommen werden. erklärt, dass die Höhle im Autobahntunnel wohl die Fortsetzung unseres Ganges ist. Nun, das kann sein, der Gang scheint in erneut ansteigender Richtung, dem denkbaren Weiterweg, jedoch verschlossen.
Im tiefsten Punkt allerdings, der gerade durchschritten wurde, findet sich Lehm und weiter in die Tiefe führende Spalten - teils noch befahrbar. Eine der Spalten kann auch auf etwa 10 Meter Tiefe eingesehen werden. Niemand erklärt sich bereit abzuklettern, ohne Seil wohl auch besser so. Die Spalten sind ein deutliches Zeichen auf ein heute aktives tiefer liegendes Höhlenniveau. Es finden sich zahlreiche Anzeichen von Lehmverschluss in vergangener Zeit, wie frei in den Raum gewachsene horizontale Sinterplatten. Sehr interessant!
Herr Wipplinger packt die Höhlen-7D aus und die Blitzknechte erfüllen mit mehr oder weniger Begeisterung ihre Pflicht. Überraschend die - an Anbetracht der vergangenen Stunden - entspannte Grundhaltung aller teilnehmenden Individuen. Willig werden hunderte von Bildlein erstellt.
Es steht der Aufstieg über die Schuttreißn an. Langsam und angestrengt kehrt man zurück, woher man kam, zur Oberfläche. Im Aufstiegsleiden ist Zeit für depressive Stimmung. Man sinniert über die Bedeutung der Worte Asche zu Asche, Staub zu Staub, und Blitzschlampe. Es brennt schmerzend im Hirn: Höhlenforschung, vereint, auch beim Fotografieren! Gemeinschaft auf Leben und Tod, Kameraden, Vertrauen. Die Menschen zählen, auch ein Herr Wipplinger.
Die Sonne steht nochmal noch höher am Himmel, als alle das Fahrzeug erreichen.
Epilog
Novum : Vor der endgültiger Abreise erfolgte ausführliche Körperpflege ! Und dann noch ein weiteres Novum : Erstmals in der Geschichte erhielt der slowenische was den Abbruch der - aber auch weil die nichts wirklich interessantes mehr zu zu haben scheinen.