Natürlich ist man skeptisch, wenn man liest "Israels schönste Stalagtithöhle". Noch skeptischer wird man, wenn man lesen muss, dass das Loch bereits 1968 gefunden wurde. Und generell lehrt die langjährige Erfahrung, dass mitten in der Wüste selten mit anständigen Tropfsteinen zu rechnen ist. Hinweis an die Leserschaft: Israel besteht ausschließlich aus Wüste verschiedener Ausprägung.
Hat man es aber doch zum Loch geschafft, ohne vom ultraorthodoxen Einheimischen angebettelt worden zu sein, bleiben hoffentlich genug Schekel übrig, um den Eintritt zu bezahlen. Schon am Kassenhäuschen wird aber klar: Fotografieren verboten. Glücklicherweise fotografiert der gründlich vorbereitete und vorangemeldete CaveSeeker mit seiner Leihblitzschlampe nicht - er zaubert.
Zunächst hat man sich einen Film anzusehen. Wie so oft vor einem Schauhöhlenbesuch. Nur diesmal mit hebräischer Vertonung. Das klingt komisch - ist aber englisch untertitelt. Nach wenigen Minuten ist der Film vorüber und das eine schreiende Kleinkind leider noch immer nicht verstorben.
Während des Films wurde gelernt, dass die Höhle bei Sprengarbeiten angeschnitten, und zunächst lange Zeit geheim gehalten wurde - um ihre Schönheit zu bewahren. Quasi exakt so wie bei der Rostnagelhöhle. Nur anders. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Loch ist ganzjährig konstant - und dies wird durch den Einsatz von Befeuchtungsanlagen sicher gestellt. Sogar der CO² Gehalt in der Luft wird geregelt - nicht dass der Duft von zu viel Geschächtetem sich negativ auf das weitere Wachstum der Speläotheme auswirkt. 1975 wurde die Höhle zusammen mit ihren stellenweise bis zu 300000 Jahre alten Tropfsteinen unter Naturschutz gestellt, und kann seitdem von Jedermann beschritten werden.
Man schreitet 3 Meter durch einen betonierten "Tunnel" und zieht die Luft ein. Diese ist zu warm und zu feucht - aber das wird kaum wahrgenommen. Man überblickt von ersten Moment an beinahe den gesamten Hohlraum. Dieser besteht tatsächlich aus einem einzigen Raum, welcher brutal mit durchaus als groß zu bezeichnenden Speläothemen überbevölkert ist.
Leider hat man es sich auch hier nicht nehmen lassen, die Höhle stimmungsvoll mit bunten Lichtern zu beleuchten. Es kommt zu "Ah"-Rufen als die Lichtlein zum ersten Mal die Farbe wechseln. Wunderbar das.
Der CaveSeeker ist glücklicherweise in der Lage, erfolgreich gegen die bunten Lichter anzublitzen und erzeugt allerlei durchaus vorzeigbare Bilder, während das Kind einfach nicht versterben mag und auch durch diverse deutsche Kraftausdrücke nicht vom Weiterschreien abgebracht werden kann.
Man hat einen Rundweg durch die Höhle gebaut, welcher äußerst einfach zu begehen ist und sehr nahe an den beindruckenden Formationen vorbeiführt. Hier ist positiv anzumerken, dass viele Excentriques durchaus in Touristen-Hand-Reichweite umherkrüppeln - vom einheimischen Touristen aber nicht berührt werden. In Deutschland quasi undenkbar - die Höhle wäre hinter Panzerglas zu verstecken. Ähnlich wie in China.
Unter den Worten der nicht englisch sprechenden 'Führerin' ist die Tour nach gefühlten 15 Minuten aber auch schon wieder zu Ende. In Wahrheit dürfte es sich allerdings um ca. 22 Minuten gehandelt haben.
Fazit : Wer sich als Höhlenfreund in einem 250km Umkreis um das Loch aufhält, macht nichts falsch, die Reise anzutreten. Hammer Loch.