Hat man DEN Steinbruch gefunden, so folgt man dem Weg, welcher HINTER diesem vorbeiführt. An der höchsten Stelle - dort wo sich ein markanter Fels in den Himmel streckt - geht man den Berg in einer kleinen Schlucht den Berg hinauf. Nach 500 Metern, hilft ein Seil beim weiteren Aufstieg. Wenn man dort noch atmet.
Dann steht man keuchend vor einem großen Loch in der Wand, aus dem - zumindest im Sommer - angenehm kühle Luft dringt. In dieser willkommenen Brise kann direkt die Kasperadenuniform angelegt werden - wer das schon vor dem Aufstieg macht, wird den Eingang zum Loch nicht lebend erreichen. Die vollständig durchgeschwitzten Klamotten, Geldbeutel und iPhones können - bequem für den italienische Diebe - einfach am Höhleneingang zurückgelassen werden.
Vermutlich altersbedingt fehlen hier nun weite Teile der Erinnerungen des Autors. Nur soviel: Ein paar Abseil- und Kriechstrecken. Eine offene Tür mitten im Loch, danach ein recht imposanter Sinterfall - mit beeindruckendem Wellen- und Wasserspiel - und dann eine im italienischen Schrotthausstil gebaute Betonmauer, welche den Anfang des ersten Sandsiphons markiert.
Sollte es hier jemanden gelingen, die bereits am Loch wartenden Kameraden dazu zu bewegen, ihre müden Körper in Richtung Siphon zu bewegen - bewaffnet mit herumliegenden Eimern und bloßen Händen - so besteht eine Chance, dass sich die Gruppe relativ schnell durch den Siphon gräbt.
Hat man einen Spalt freigelegt, der groß genug ist, um seinen Kopf hindurchzustecken, so glaubt man zu erkennen, dass der Schluf senkrecht nach oben weiterführt - was in dieser sandigen Situation schlimme Angstschübe auslösen kann. Allerdings täuscht dieser Eindruck. Der Schluf führt in einem Winkel von etwa 60 Grad nach oben - kein Grund zur Panik. Hier kann keine Sandwand einbrechen - wenngleich sich die recht liquiden Sandmassen vermutlich dennoch recht schnell bewegen können...
Hier hilft es das Hirn auszuschalten - wer keins hat ist wie so oft im Vorteil. Auf der anderen Seite wartet eine größere Halle voller Grabutensilien, alten Plastiktüten und ähnlichem. Ab hier ist das Loch weitgehend großräumig. Man klettert ein wenig - sucht nach Sinter und hofft sich nach Hause.
An den Decken hängen hunderte von vollständig transparenten Sinterfahnen. Keine einzige wurde mit der Begründung, man komme auf dem Rückweg ja noch mal vorbei, fotografiert. Schade eigentlich. Sinterfahnen wie aus Glas. Ohne Verunreinigung.
Plötzlich führt der Weg nach unten. Weit schräg nach unten. Und schon findet man sich am zweiten Sandsiphon, wo dann endgültig keine Motivation für ein weiteres Vordringen aufgebracht werden kann. Der Höhlenschlumpf weiß, dass selbst trotz einer längeren Grabaktion keine Fortsetzung freigelegt werden konnte.